Full text: Die Neuzeit (Teil 3)

4. Kapitel: Die Zeit Friedrichs des Großen. 247 
Stellung verändert und machte, wie er gesagt hatte: „ein Loch in den 
Sack, in dem sie ihn fangen wollten, das sie Mühe haben sollten aus- 
zubessern." Während Daun durch Mieten festgehalten wurde,^Hieß 
Laudon auf den König, wo- er ~thn nicht vermutet, und wurde nach 
kurzem Kampfe zurückgeworfen. Das konnte aber Russen und Östreicher 
mchif hindern, Berlin zu nehmen und, ihm eine Kontr ibution 
joorTTV2 Million Thalern auszulegen, bei deren Aufbringung sich der 
eore Kaufmann' G oykowsky ein patriotisches Verdienst erwarb; 
trotzdem wurden .bie königlichen Schlösser ausgeraubt und von den 
irregulären Truvven Räubereien aller Art verübt. Auf die Nach- 
licht von der Ankunft des Königs jedoch wichen die Feinde scheu zurück. 
Indes war Sachsen völlig in die Hände der Gegner geraten; Friedrich 
griff daher Äe Ostreicher unter Daun in ihrer festen Stellung aus den 
Suhtitzer Höhen bei Torgau unverzüglich an. „Daun empfing Sie 1760 
PreUß?n" ~ w ie^ Archenholß, der Geschichtsschreiber des 7 jährigen'^ Novdr. 
Krieges erzählt, dessen Bataillon an der Spitze der Haupt-Kolonne 
marschierte — „mit einer Kononade, die noch nie seit Erfindung des 
Pulvers erlebt"worden war;Batterien gepflanzte Kanonen 
stanben hier wie auf einen Punkt gerichtet, unb ihre Feuerschlünbe 
sprühten unaufhörlich Tob unb Verberben. Es war ein Bilb ber 
Hölle, bie sich zu öffnen schien, ihren Raub zu empfangen." Biebrichs 
Angriffe würben unter entsetzlichen Verlusten abgeschlagen. DerLönia 
selbst sank, von einer Kugel auf bie Brust getroffen, vom 
PferSe, erholte sich zwar bald wieder, da sein Sämtpelz die Kugel 
aufgehalten hatte, mußte aber doch das Kommando abgeben. Während 
er auf den Altarstufen der Dorfkirche zu Elsnig bei dem trüben 
(BSjem einer Altarkene Befehle diktierte mit dem Entschluß, den nächsten 
Morgen die Schlacht zu erneuern, fertigte Daun Siegesbotschaft ab 
nach Wien und Warschau, aber zu früh. Als „Vater" Zieten, der 
naH dem Gelingen des Hauptangriffs durch den König die Östreicher 
im Rücken hatte fassen sollen, merkte, daß des Königs Angriff nicht 
gelungen sei, jrifj er, „Zieten aus bem Busch", die Ostreicher 
im Rücken an, erstürmte und behauptete, unterstützt von einem Teile der 
TBtltgTtchen Armee, die Süp titze r Höheu unb nötigte dadurch 
Daun zum Rückzüge über die Elbe. Die Preußen behielten den Sieg, 
6Ver"Mr"Kern des preußischen Fußvolkes war tot oder durchseufzte 
verwundet die lange bange Winternacht; die Verwirrung in der 
dunkeln Nacht war grenzenlos, vielfach lagen Preußen und Ost- 
reicher, ungewiß, wer von beiden Sieger fei, friedlich an einem Wacht¬ 
feuer unter dem gegenseitigen Versprechen, sich am folgenden Tage ber 
Partei zu ergeben, bte bas Schlachtfeld» behauptet hätte. 
Die Jahre 1761—63: Bunzelwitz, Burkersdorf, Freiberg; Friede zu Paris 
und zu Hubertsburg. 
§ 98. Die fürchterliche Schlacht bei Torgau konnte aber nicht 
Hinbern, baß Friebrich im folgenben Jahre in große Bebräng-
	        
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