Full text: Die Neuzeit (Teil 3)

248 2. Periode: Zeitalter der absoluten Monarchie. 
nis geriet; feine Feinde durften mit Recht erwarten, daß er sich nicht 
mehr lange werde halten können: feine eignen und die von ihm be¬ 
setzten Länder waren völlig erschöpft, der Thronwechsel in 
England, verbunden mit der Entlassung des leitenden Ministers Pitt, 
beraubte ihn der englischen Subsidien. Zudem konnte er nicht mehr 
hindern, daß Laudon durch meisterhafte Bewegungen sich in Schlesien 
mit den Ruffen vereinigte, und er mußte einer Übermacht von 140 000 
Mann gegenüber mit feinen 55 000 Mann sich in ein befestigtes 
1761 Sager zu Bunzelwitz bei Schweidnitz zurückziehen, keine Nacht vor 
erdrückendem Angriff sicher, fo daß er oft in Person an den schwachen 
Stellen des Sagers biwakierte, um bei einem Überfalle am Platze zu 
fein. Zum Glück waren die feindlichen Feldherrn uneinig und trenn¬ 
ten sich die Russen fogar wieder von den Ostreichern; doch verlor er 
Schweidnitz, das Saudon in der Nacht erstürmte, und Kolberg, das sich 
den Russen ergeben mußte. Prinz Heinrich hielt die Öftreicher mit 
Mühe von der Eroberung Sachsens, Herzog Ferdinand die Franzofen 
von Hannover ab. Er selbst wäre beinahe durch Verrat des 
Barons Warkotsch in Strehlen von den Oftreichern aufgehoben 
worden. Es stand durchaus zu besorgen, daß nach 6 jährigem Helden¬ 
kampfe der Held im nächsten Jahre doch sicher werde unterliegen müssen. 
In feiner verzweifelten Sage suchte er sogar mit Türken und Tartaren 
gegen Rußland in Verbindung zu treten. Auf das Trostwort 
-Zietens, daß es fchon wieder besser werden würde, erwiederte der 
König in hoffnungsloser Stimmung: „Hat er sich etwa einen neuen 
Alliirten angeschafft?" — und als fein frommer Hufarengeneral in 
feinem gläubigen Vertrauen aus den „alten Alliirten droben" hinwies, 
schüttelte der bedrängte König zweifelnd fein Haupt und entgegnete: 
„Ach, der thut keine Wunder mehr!" Und doch hielt Zielens Allnrter 
Wort, ohne Wunder zu thun; im Anfange des Jahres 1762 ward die 
Welt durch die Nachricht überrascht, daß die erbitterte Feindin Fried- 
1762 richs, Elisabeth von Rußland, gestorben sei, und ihr Nachfolger 
Peter III.. der begeisterte Verehrer und Nachahmer des Königs, die 
Feindseligkeiten gegen Preußen einzustellen befohlen habe. Es folgte 
sogar ein Bündnis Rußlands mit Preußen gegen Öftreich, und 
Ezernitfchef stieß mit 20 000 Russen in Schlesien zum König; doch 
löfte sich das Bündnis nach kurzer Zeit, als Peter III. wegen unbe¬ 
sonnenen Vorgehens gegen die russische Kirche und die Armee im Sinne 
der Ausklärungszeit entthront und — doch ohne Mitwissenschaft 
seiner Gemahlin — ermordet wurde, worauf seine ihm folgende Ge- 
mahlin Katharina II. ihre Truppen zurückbeorderte, aber den Frie- 
den hielt. Noch gelang es jedoch dem König Friedrich mit Hülfe der 
wenigstens passiven Anwesenheit des russischen Corps, über Daun den 
Sieg bei Burkersdorf in Schlesien zu gewinnen, dann auch 
Schweidnitz wieder zu erobern. Auch siegten: Prinz Heinrich und 
Seidlitz bei Freiberg in Sachsen über Östreicher und Reichstruppen, 
sowie Ferdinand von Braunschweig über die Franzosen. Da schlos-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.