I. Das Julisch- Claudische Haus (31 v. Chr. bis 68 n. Chr.).
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dann auf Anstiften der lasterhaften Poppäa Sabina seine Mutter
und seine Frau, die edle Octavia, deren Stelle nun Poppäa ein¬
nahm. Die Verschwendung des Hofes verursachte eine schwere
Geldnot; durch eine Feuersbrunst, welche 64 einen großen
Teil Roms in Asche legte1, sowie durch die notwendigen Neu¬
bauten, die Nero prächtiger aufführen ließ, wurde sie bedeutend
vergrößert.
Trotz dieser Not wurde das Treiben des Herrschers, der auch
besonderes Wohlgefallen daran fand als Zirkuskünstler, Sänger und
Mime Kunstreisen zu machen, immer blutdürstiger. Nachdem
mehrere Verschwörungen gegen das Mordregiment mißlungen waren,
— bei einer solchen fand auch Seneca den Tod — wurde end¬
lich der Wüterich 68 durch einen Aufstand der Garden gestürzt
und gab sich selbst den Tod. Das war des Julisch-Claudischen
Hauses Ausgang.
Nun folgten in den Jahren 68 und 69 blutige Kriege, indemX,
in verschiedenen Teilen des Reiches Galba, Otho, Vitellius und
Vespasianus von den Soldaten zu Kaisern ausgerufen wurden.
Vespasian, der die Legionen in Judäa befehligte, gewann schlie߬
lich den Sieg.
4. Der jüdische Krieg 66 —70. § 113.
Seit 63 v. Chr. (§ 98) stand Judäa, wenngleich unter Fürsten
zunächst aus dem hasmonäischen Hause, tatsächlich unter römi¬
scher Herrschaft. Der schlaue Idumäer Herodes I. rder Großem H-,
(40 — 4 v. Chr.) erlangte durch Ergebenheit gegen die Gebieter in
Rom, durch grausame Verfolgung seiner Gegner, durch eine
äußerlich glänzende Tätigkeit eine große Stellung, war aber wegen
des Steuerdruckes seiner Regierung und seiner Hinneigung zu
heidnisch-hellenischem Wesen bei dem von den Pharisäern be¬
herrschten Volke verhaßt. Er teilte sein Reich unter seine Söhne;
als aber Unruhen ausbrachen, wurde Judäa als römische Provinz
1) Das unglückliche Volk, das dem Nero alles zutraute, maß ihm anfangs
die Urheberschaft des Brandes bei; dann wurden die — stets mit Abneigung
behandelten — Juden und Christen — zwischen beiden verstand man damals
noch nicht recht zu unterscheiden — dieses Verbrechens beschuldigt und viele
als Brandstifter vor Gericht gezogen und getötet.