I. Philipp II. und Alexander d. Gr.
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Gebirgsland. Nur das Mündungsgebiet der Flüsse ist eben und
anbaufähiger.
Die Bewohner waren ihrer Abstammung nach Griechen,
aber von roheren Sitten als ihre südlichen Stammesbrüder und
wurden daher von diesen als „Barbaren" betrachtet. Sie waren
ein einfaches, derbes und tapferes Bauernvolk, durchaus mon¬
archisch gesinnt: denn der makedonische Staat war eine
Schöpfung des Königtums. Doch dieses Königtum war keine
Despotie; namentlich behauptete der ritterliche Adel ihm gegen¬
über seine Selbständigkeit. Lange Zeit war die Entwickelung des
Volkes durch unaufhörliche Kämpfe mit den benachbarten wilden
Bergvölkern und auch dadurch beeinträchtigt worden, daß infolge
des Mangels einer festen Erbfolgeordnung bei jedem Thronwechsel
heftige Streitigkeiten entstanden. Der Gründer der Größe
Makedoniens wurde Philipp II.
a) Philipp Ii. war als 14jähriger Knabe von Pelopidas als
Geisel nach Theben geführt worden, wo Epaminondas sein
Lehrer wurde. Hier lernte er griechische Bildung, griechische
Kriegskunst und den zerfahrenen Zustand der griechischen
Staaten kennen.
Zum Throne gelangt, setzte er sich das Ziel, die Hegemonie
über Griechenland zu erlangen und die griechischen Staaten
von sich abhängig zu machen.
Die Mittel, zu diesem Ziele zu gelangen, waren:
1. ein starkes Heer. Aus dem Adel bildete er die schwere
Reiterei, aus den Bauern die schwergerüstete Phalanx der Fu߬
truppen, die er mit einer mehr als 5 m langen Stoßlanze be¬
waffnete;
2. reiche Geldmittel. Diese gewann er durch die Ausbeu¬
tung der goldreichen Gebirge Makedoniens.
Philipp war einer der größten Diplomaten der alten Welt,
ein hervorragender militärischer Organisator und tüchtiger Feld¬
herr, ein Mann von rastloser Energie und unermüdlicher Tätigkeit.
b) In Athen waren zahlreiche Männer für seine Zwecke
tätig. Manche hatte er durch Geld bestochen, andre, wie den
großen Redner Äschines, durch den Zauber seiner bedeutenden
Persönlichkeit für sich eingenommen; noch andre, wie der ehr-