Erste Periode. Vom Ende des 4. Jh. bis 843.
Grundlegung der neueren Geschichte.
I. Die Germanen und ihre Staaten Bildungen auf römischem
EeichsTboden.
§ 2. 1. Die westgermanische Wanderung.
Die Heimat des Urvolks der Indogermanen oder Arier suchte
man früher gewöhnlich in Asien, heute wohl mit mehr Recht
in dem Steppengebiet an der mittleren Wolga. Nach einem
Zusammenwohnen während unmeßbarer Zeiträume und immer
weiterer Ausbreitung zerriß das Urvolk in zwei Teile, einen
östlichen, aus dem die Inder und Iranier, und einen west¬
liehen, aus dem die Armenier und Thraker, die Illyrier (Alba-
Uesen), die Griechen, die Italiker und Kelten, die Germanen
und die Balto-Slawen hervorgegangen sind.
Die Germanen saßen um 500 v. Chr. in dem Tieflande
zwischen der mittleren Weichsel und der Elbe. Yon hier aus
haben sie sich in den nächsten 500 Jahren ausgedehnt. Das ist
die westgermanische Wanderung. Nach 0. verbreiteten sie sich
bis gegen den Pregel, nach N. über die Inseln der Ostsee und
den Süden Skandinaviens, nach W., wo sie die Kelten vorwärts
schoben, bis über den Mederrhein. Im S. war lange Zeit das
deutsche Mittelgebirge die Grenze zwischen Germanen und Kelten.
Als _die_ keltischen Yolcae — nach ihrem Namen nannten die
Germanen alle Kelten und später alle romanisch Redenden Wel¬
sche — aus ihren Sitzen in den westlichen Mittelgebirgen ver¬
schwanden, benutzten die Kimbern und Teutonen die dadurch
entstehende Auflockerung der "Völkermassen zu dem verun¬
glückten Vorstoß aus ihrer Heimat an der Mittelelbe und Nord¬
seeküste nach Süden (I § 92). Der nunmehr nach Westen (Gal¬
lien) gerichteten Ausdehnung der Germanen setzte Cäsar eine