Object: 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen

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tert. Oft ging es sogar ohne Weg weiter. Jedes Geräusch war 
verboten. Ungefähr in der Mitte der zurückzulegenden Strecke, da 
wo beide Wege sich beinahe berühren, stießen die 31er und 71er 
zusammen. Von hier aus führte der Weg der ersteren gerade aus; 
die letzteren stiegen rechts hinab ins Mühlbachtal. 
Wohl eine halbe Stunde war ihr Zug lang, denn 3000 Mann 
ist keine Kleinigkeit. Von der rechten Seite her ertönte laut der 
Donner der Kanonen, doch er blieb mehr und mehr zurück. Bald 
kam der Zug in eine tiefe Schlucht. Es lag ein Baum darüber, 
von obenher abgeplattet. Die Leute gingen hinüber, der Anführer 
aber war unvorsichtig und ritt bis in die Mitte, da glitt das Pferd 
aus, und beide sielen in den Grund, ohne aber Schaden zu nehmen. 
Zehn Minuten später erfolgte der erste Schuß. 
Im Gefecht: Die Oesterreicher hatten die vordringenden 71er 
bemerkt und stellten sich ihnen entgegen. Lebhaftes Feuer von 
vorn und aus der rechten Seite! Doch es wollte nicht recht vor¬ 
wärts gehen. Hier und dort fiel einer! Darum herunter mit den 
Ueberzügen von den neuen Fahnen! „Hierher der Tambour! — 
Schlag' zur Attacke!" Nun ging's vorwärts! In breiter Linie 
stürmten die drei Bataillone des Regiments mit fliegenden Fah- 
nen den Gamsenberg hinauf, und in raschem Lause wurde trotz 
des heftigen feindlichen Feuers die Höhe erreicht und mit dem 
Bajonett im blutigen Handgemenge vom Feinde gesäubert. 
Mit freudigem Hurra begrüßten die wackeren Thüringer vom 
Gamfenberg aus das zu ihren Füßen liegende Preßburg mit sei¬ 
ner Königsburg, der Geburtsstätte der heiligen Elisabeth, und das 
weit sich hinziehende Silberband des Donaustromes. 
In diesem Augenblicke traf General v. Bose mit den 31ern 
auf dem Gefechtsfelde ein. Der sie führende Slowake war des 
guten Glaubens gewesen, die Kolonne unmittelbar nach Preßburg 
führen zu sollen! Jetzt aber waren sie ohne Weg und Steg dem 
Gefechtslärm zugeeilt, der von den 71ern zu ihnen herübergedrun¬ 
gen war. — 
Waffenstillstand: Nun wurde das Gefecht gemeinsam weiter 
fortgesetzt. Es gelang auch, den Gegner, obwohl er mit weit 
überlegeneren Kräften die Unseren zu vernichten suchte, überall 
zurückzudrängen. Unterdessen war es Mittag geworden. Da er¬ 
tönte wenige Augenblicke nach 12 Uhr — die Thüringer trauten 
ihren Ohren kaum — drüben beim Feind wie im Manöver das 
Signal „Das Ganze halt." Oesterreichische Offiziere mit je einem 
Spielmann und dem Träger einer weißen Flagge erschienen von 
mehreren Seilen und verkündeten den Waffenstillstand. Auch von 
der Stelle, wo General v. Bose stand, erschallte das Signal „Das 
Ganze halt" und dann „Stopfen". Es verging zwar noch längere 
Zeit, bis selbst auf den entfernteren Abteilungen das Feuer auf¬ 
hörte.
	        
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