III. Überwältigung des Kaisertums durch das Papsttum.
81
gleich der Guelfismus für Italien das Bestreben, das Land in
eine-Anzahl Stadtrepubliken aufzulösen, während der Ghibellinis-
mus die Vereinigung der Kräfte Italiens unter einem Oberhaupt
wollte. In diesem Sinne dauerte der Kampf zwischen Guelfen
und Ghibellinen noch Jahrhunderte lang.
1237 schlug Friedrich die Lombarden bei Cortenuova (am
Oglio). Als er seinen Sohn Enz io (Heinz) mit der Erbin von
Sardinien, über das der Papst die Lehnshoheit beanspruchte,
vermählte und ihn zum König von Sardinien ernannte, brach der
Kampf mit Gregor IX., der dritte Kampf zwischen Kaisertum
und Papsttum, aus. Der Papst bannte mit leidenschaftlicher
Heftigkeit den Kaiser, dem er unter andern Verbrechen auch
Ketzerei vorwarf. Aber der Bann hatte wenig Wirkung; Friedrich
war im ganzen siegreich.
Einen Augenblick nahm die Mongolengefahr alles Interesse
für sich in Anspruch. Am Anfang des 13. Jh. hatte Temudschin
(Dschingis Chan) vom oberen Amur aus ein großes Mongolen¬
reich gegründet und China, Turan und Iran unter blutigen
Greueln erobert; sein Nachfolger bemächtigte sich Rußlands. Nun
überschwemmten die Mongolen Ungarn und drangen durch Polen
gegen Deutschland vor, schlugen 1241 Herzog Heinrich d. Fr. von
Niederschlesien bei Liegnitz, gingen aber trotzdem nach Osten
zurück. In Kußland haben sie noch Jahrhunderte geherrscht.
d) Letzte Phase des Kampfes Friedrichs II. mit dem Papst- § 72.
tum. Nach Gregors Tode wurde der genuesische Graf Sinibald
Fiesco von Lavagna gewählt, als Kardinal ein Anhänger Friedrichs;
aber „ein Papst kann nicht Ghibelline sein“; er nannte sich Inno-
cenz IV. Die Verhandlungen mit ihm führten anfangs zu einem
Vertrage, scheiterten aber, als der Papst die Lombarden nicht im
Stiche lassen wollte. Da floh Innocenz nach Lyon, berief dort¬
hin 1245 ein Konzil und belegte den Kaiser wieder mit dem
Bann. Nun schärften sich die Gegensätze auf beiden Seiten zu
fanatischer Wildheit. Der Papst ließ durch die Bettelmönche
gegen Friedrich das Krem; predigen; die ghibellinischen Capitani,
wie Ezzelino da Romano, wüteten gegen die Guelfen. In Deutsch¬
land vermochte sich König Konrad gegen die Gegenkönige
Heinrich Raspe, den Landgrafen von Thüringen (f 1247), und
Brettsohneider, Hilfsbnch f. Seminare. H. 3. Aufl. 6