Full text: Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

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Dritte Periode. Von 1056—1273. 
Wilhelm von Holland kaum zu behaupten. In Italien aber 
war Friedrich zunächst siegreich. Seit 1248 trafen ihn jedoch 
mehrere Schläge. Die Gneisen bemächtigten sich der Stadt Parma; 
der Kaiser belagerte sie und erbaute in der Nähe eine hölzerne 
Stadt „Vittoria“. In seiner Abwesenheit überfielen und ver¬ 
brannten die Parmesen die Festung und schlugen sein Heer. 
Einem Vergiftungsversuche entging der Kaiser.1 Aber die Bolog¬ 
nesen überfielen (1249) Enzio bei Fossalta und nahmen ihn ge¬ 
fangen; er starb (1272) in bolognesischem Kerker. Unter Vor¬ 
bereitungen zu einem neuen großen Angriff starb Friedrich 1250. 
Friedrich H. ist der geistig bedeutendste Kaiser. Er verstand 
deutsch, lateinisch, italienisch, griechisch, arabisch, hatte hohes 
Interesse für die Dichtkunst und für naturwissenschaftliche Studien. 
Sein Umgang mit arabischen Gelehrten erzeugte in ihm eine für 
jene Zeit ungewöhnliche Unbefangenheit in religiösen Dingen; be¬ 
zeichnend ist, daß man ihm das Buch „De tribus impostoribus“ 
(„Die drei Betrüger“, die Stifter der drei monotheistischen Reli¬ 
gionen) zuschrieb. In ihm lebte klar bewußt wie bei keinem 
Zeitgenossen der Gedanke des Widerspruchs gegen den geistlichen 
Staat überhaupt. Seinem ganzen Wesen nach war er mehr Italiener 
als Deutscher. Und doch bezieht sich unsre Kaisersage in ihrer 
ursprünglichen Gestalt auf ihn, nicht auf Friedrich I. 
3. 6. Untergang des staufischen Hauses. 
a) Deutschland. Konrad IV. vermochte sich gegen Wil¬ 
helm von Holland nicht zu halten; er ging nach Italien zu 
seinem Halbbruder Manfred2 und ist dort (1254) gestorben. 
Wilhelm starb (1256), ohne zu Macht gelangt zu sein. Die Zeit 
von 1256—1273 ist ein Interregnum eigentlich insofern nicht ge¬ 
wesen, als sogar infolge einer Doppelwahl zwei Könige vorhanden 
1) In die Angelegenheit wurde auch Petrus de Vinea verstrickt; er tötete 
sich im Gefängnisse, man weiß nicht, ob im Gefühle der Schuld. 
2) Friedrich ist dreimal vermählt gewesen, mit Konstanze von Aragon 
(ihr Sohn Heinrich), mit Isabel]a, der Tochter des Titularkönigs von Jerusalem 
Johann von Brienne (ihr Sohn Konrad), und mit Isabella, der Schwester Hein¬ 
richs III. von England. Aus andern Verbindungen stammen Enzio, dessen 
Mutter eine vornehme Deutsche war, und Manfred, ein Sohn der Bianca Lancia.
	        
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