III. Temsche Resormatiottsgeschichte.
A. Woröoten der Reformation.
1. Savonarola.
Der Eintritt ins Kloster.
Ein auserkorner Gottesbote die Straße nach Bologna zieht,
Rastlos, bis er im Abendrote die Turmeskreuze funkeln sieht.
Schon pocht er an mit srommen^Worte am Kloster Sankt Dominikus,
Und aufgethan wird ihm die Psorte mit einem gastlich milden Gruß.
Dort haben sich zum Freundschaftsbunde Girolamo, Domenico
Vereint in gottgeweihter Runde, mit der die Treue nicht entfloh.
Sie saßen traulich in der Zelle, und als im Sonnenuntergang
Verschied die letzte Tageshelle, zugleich ihr letztes Wort verklang.
Sie haben ernst und lang gesprochen vom Prager Hieronymus;
Wie eine Welt von Qual gebrochen am unerschütterlichen Hus.
Wie diese Freunde, Gotteshelden, die Macht des Todes übermannt,
Wie sie, das Wort des Heils zu melden, so freudenvoll den Leib verbrannt.
Tann faßten liebend sich die Beiden: „Unwandelbar aus Gottes Spur!
Dein Freund, getreu in Kamps und Leiden!" So strahlt in ihrem Aug'
der Schwur.
Aus einer Predigt Savon arolas.
Zu enge wird der Volkesmenge der Tempelraum, er faßt sie nicht,
Und manchem wird das Herz zu enge, der Prior von San Marco spricht:
„Die Kirche ist treulos geworden, denn ohne Führer, ohne Licht
Läßt sie verwildert ihre Horden entgegentaumeln dem Gericht.
Ter Klerus möchte gerne bannen den Strahl des Himmels von der
Welt,
Er möchte um die Erde spannen sein schwarzgetünchtes Lügeuzelt,
Auffanden alle Segensgrüße, die Gott gesandt dem Menschenherz,
Auf daß beim Klerus betteln müsse um falschen Trost das arme Herz.
Die Kirche ehr' ich, doch im Kampfe, wie man die kranke Mutter ehrt,
Die geistesirr, mit wildem Krämpfe den Dolch nach ihrem Busen kehrt.
Ich will euch nicht die Welt vergiften, doch zeigen, wie sie euch bedroht,
Ja, Krieg und Zwietracht will ich stiften mit Lüg' und Laster, bis ich tot.