Full text: Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht

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Regierungen der Staaten, deren Industrie mit der Unsrigen den Welt- 
markt beherrscht, den Zusammentritt einer Konferenz anzuregen, um durch 
Herbeiführung gleichmäßiger internationaler Regelungen die Grenzen für 
die Anforderungen anzustreben, welche an die Thätigkeit der Arbeiter 
gestellt werden dürfen. 
Berlin, den 4. Februar 1890. Wilhelm R. 
Alt den Minister der öffentlichen Arbeiten 
und für Handel und Gewerbe. 
Ich bin entschlossen, zur Verbesserung der Lage der deutschen Arbeiter 
die Hand zu bieten, soweit es die Grenzen gestatten, welche Meiner Für- 
sorge durch die Notwendigkeit gezogen werden, die deutsche Industrie aus 
dem Weltmarkte konkurrenzfähig zu erhalten und dadurch ihre und der. 
Arbeiter Existenz an sichern. Der Rückgang der heimischen Betriebe durch 
Verlust ihres Absatzes im Auslande würde nicht nur die Unternehmer, 
sondern auch ihre Arbeiter brotlos machen. Die in der internationalen 
Konferenz begründeten Schwierigkeiten der Verbesserung der Lage unserer 
Arbeiter lassen sich nur durch internationale Verständigung der an der 
Beherrschung des Weltmarktes beteiligten Länder, wenn nicht überwinden, 
doch abschwächen. In der Überzeimung, daß auch andere Regierungen 
von dem Wunsche beseelt sind, die Bestrebungen einer gemeinsamen Prü- 
sung zu unterziehen, über welche die Arbeiter dieser Länder unter sich 
schon internationale Verhandlungen führen, will Ich, daß zunächst in 
Frankreich, England, Belgien und der Schweiz durch Meine dortigen 
Vertreter amtlich angefragt werde, ob die Regierungen geneigt sind, mit 
Uns in Unterhandlung zu treten behufs einer internationalen Verständi- 
gnng über die Möglichkeit, denjenigen Bedürfnissen und Wünschen der 
Arbeiter entgegenzukommen, welche in den Ausständen der letzten Jahre 
und anderweit zutage getreten sind. Sobald die Zustimmung zu Meiner 
Anregung im Princip gewonnen sein wird, beauftrage ich Sie, die Kabi- 
nette aller Regierungen, welche an der Arbeiterfrage den gleichen Anteil 
nehmen, zu einer Konferenz behufs Beratung über die einschlägigen Fragen 
einzuladen. 
Berlin, den 4. Februar 1890. Wilhelm I. E. 
An den Reichskanzler. 
Erwerbung Helgolands. Helgoländer! Infolge Vertrags- 
mäßigen Ubereinkommens mit Ihrer Majestät, der Königin von Groß- 
britannien und Irland, ist die Landeshoheit über Helgoland und dessen 
Zubehörungen an Mich abgetreten. Auf friedlichem Wege kehrt Ihr 
damit in das Verhältnis zum deutschen Vaterlande zurück, aus welches 
die Geschichte, die Lage und die Verkehrsbedingungen Eurer Insel hin- 
weisen. Durch Gemeinschaft des Stammes, der Sprache, der Sitten und 
Interessen habt Ihr Enern deutschen Brüdern von jeher nahe gestanden. 
Dank der wohlwollenden Weisheit Eurer bisherigen Regierung hat sich 
daran auch während Eurer Zugehörigkeit zu dem mächtigen britischen 
Reiche nichts geändert. Um so freudiger begrüßt mit Mir jeder Deutsche 
Eure Wiedervereinigung mit dem deutschen Volke und Vaterlande. Die 
nähere staatsrechtliche Gestaltung dieser Wiedereinverleibung bleibt Meiner 
Bestimmung und der verfassungsmäßigen Mitwirkung der zuständigen 
Vertretungskörper vorbehalten. Indem Ich aber schon jetzt für Mich 
und Meine Nachfolger feierlich und für alle Zeiten von Helgoland und 
dessen Zubehörungen Besitz ergreife, vertraue Ich dem bewährten Sinn
	        
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