Full text: Lehr- und Lesebuch für den Deutschen Geschichtsunterricht

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größer, als er vorher gemacht hatte. Die Schiffe alle kamen nach Femara, 
darunter waren acht Schiffe, größer als je auf der See gesehen waren, 
damit wollte er den Hafen stopfen. Die Bürger zu Lübeck vernahmen 
das bald. Ihr Tief hatten sie zum Teil aufgeräumt, fie legten nicht mehr 
als sechs große Schiffe mit gutem Zeuge wohlbemannt vor ihr Tief, die 
das bewahren sollten, daß des Königs Heer nicht herein kam, wie es 
leider vorher geschehen war. 
_ _ Da der König vernahm, daß die von Lübeck ihren Hafen und ihr 
Tief wehren wollten, fuhr er mit seinem Schiffe vor die Warne, vielleicht 
weil er wähnte, daß sie mehr Helfer hätten, oder vielleicht um Sicherheit 
zu-haben vor den wendischen Herren, die er oft bedroht hatte. Da die 
von Lübeck den König in der See wußten, überlegten sie sogleich, daß sie 
mit den Dänen in der See leichteren Streit hätten als in ihrem Hafen 
oder auf dem Lande, wo die Feinde mit Hilfe der Holsten stärker werden 
konnten. Sie nahmen zu Hilf deu allmächtigen Gott und ihr Recht und 
zogen ihm mit kühnem Mute nach. Vor der Warne stritten sie mit ihm 
von der Prime bis zur Vesperzeit. Von den größten Schiffen gewannen 
sie vier, die verbrannten sie auf der Stelle, von den anderen Schiffen 
fuhren sie viele mit den Leuten auf den Grund des Meeres. Das aller- 
größte Schiff, worin mehr als 400 Mann mit vollen Waffen waren, das 
gewannen sie zuletzt mit großer Mühe, darin schlugen und fingen sie 
alles, was da toar. Der König entfloh mit Not, das größte Schiff mit 
t>en Gefangenen brachten sie freudig in die Trave. Der König kriegte 
da von kleinem Volke Scham und Schande, größere als ihm vorher oder 
nachher auf der Ostsee geschah, auch suchte er seitdem die von Lübeck nicht 
mehr heim. So gab ihnen Gott den Segen, daß sie geblieben sind bei 
ihrer Freiheit. ^ Aus Detmars Chronik. 
Kämpfe d e r H a n s a gegen Dänen und Norweger, 
n n d V i t a l i e n b r ü d e r.^ Im Jahre 1391, derweilen die Schiffe von 
Rostock und Wismar mit Herzog Johann von Mecklenburg nach Stock- 
Holm in der See waren — sie wollten den von Margarete von Norwegen 
gefangenen Albrecht den Mecklenburger befreien —, ließen die von Ro- 
stock unb von Wismar ausrufen, baß, so jemand ans eigene Beute unb 
Kosten gegen bie Reiche Dänemark unb Norwegen abenteuern, rauben 
unb nehmen wolle, ber solle sich in ben Städten Wismar unb Rostock 
angeben; da wolle man ihnen Kaperbriefe geben, dazu auch gestatten, daß 
ste frei aus- und einlaufen und den Raub verkaufen dürften. Der Fürst 
Johann ließ in gleicher Weise ausrufen, daß die Häfen Ribnitz und Gol- 
wch allen denen offen sein sollten, die gegen die benannten Reiche aus¬ 
fahren und sie berauben wollten. Es läßt sich nicht beschreiben, was des 
losen und bösen Volkes da aus allen Ländern von Bauern und Bürgern, 
von Amtsknechten und anderem losen Volke zusammenlief; denn alle, die 
nicht arbeiten wollten, ließen sich bedünken, sie wollten alle von den armen 
deutschen und norwegischen Bauern reich werden. Diese Gesellen, die 
sich so versammelten, derweilen sie nicht aus Besoldung dienten, sondern 
auf eigne Abenteuer, nannten sich Vitalienbrüder (weil sie Vikwalien nach 
Stockholm, die von Dänen belagert war, brachten). Als sie aber zur 
Seefahrt kamen, vergaßen sie bald ihren Auftrag und rechneten alle für 
Feinde, die ihnen auf der See in die Hand sielen, außer wenn sie zu 
Wismar oder Rostock zu Hause waren. — Etliche dieser Vitalienbrüder 
Tielen ein großes stralsundisches Schiff an und wollten es mit Gewalt 
nehmen, obwohl sie hörten und sahen, daß es nicht Dänen, sondern 
Deutsche feien. Aber die vom Sunde wehrten sich und wurden der
	        
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