Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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auf durch das Wormser Edikt als „offenbarer Ketzer" in die Reichsach t 
erfkitt. 
„Niemand soll den gottlosen Ketzer Hausen, Höfen, ätzen und tränken; wer ihn findet, 
soll ihn zur Bestrafung einliefern". 
Doch der Kaiser hielt ihm sein Wort auf sicheres Geleit: „Ich will 
nicht erröten wie Sigismund," sprach er. „Wenn in der ganzen Welt keine 
Treue zu finden wäre, so muß sie doch beim deutschen Kaiser sein." So 
konnte Luther unter kaiserlichem Schutze von Worms abreisen. 
3. Luther aus der Wartburg. Auf Veranstaltung seines Kurfürsten 
Friedrich des Weisen wurde Luther auf der Heimfahrt in der Nähe von 
Eisenach durch verkappte Ritter überfallen und auf die Wartburg Entführt. 
Dort lebte er als Junker Jörg tief verborgen, eine Zeitlang von Freunden 
und Gegnern tot geglaubt, bis neu von ihm ausgehende Schriften bezeugten, 
daß er noch lebe (Junker Georg; Gerok). Von besonderer Wichtigkeit war 
die Übersetzung der Bibel, die er auf der Wartburg begann. Daß Neue 
Testament erschien schon 1522 im Druck; Preis l1/2 Gulden.) 
Nach zehn Monaten erfuhr Luther, daß in Wittenberg unter den An- 
hängern seiner Lehre mancherlei Unordnung und Verwirrung ausgebrochen 
sei, daß der Gottesdienst gestört und die Heiligenbilder in den Kirchen zer- 
trümmert würden und sogenannte Propheten aus Zwickau dorthin ge- 
kommen seien, welche gefährliche SchwärmereiunterdemVolke ver- 
breiteten. Da verließ er sein einsames Bergschloß, und kehrte trotz Acht und 
Bann nach Wittenberg zurück. Dort bekämpfte er in einer Reihe von ein- 
dringlichen Predigten die falschen Auswüchse seiner Lehre, und die Schwann- 
geister zogen sich zurück. Nun gab er dem neuen Gottesdienste eine 
festere Ordnung und wirkte für Errichtung christlicher Schulen- 
1524; Sendschreiben „an die Ratherren aller Städte deutsches Lands 2c." — 
Entscheidende Anregung zur'ErrlHtung von Volksschulen durch die Forderung des 
Bibellesens. Grundlegung echt volkstümlicher christlicher Bildung durch deutsche 
Bibel, Gesangbuch, Katechismus. 
Auch legteLuther das Mönchskleid ab und trat wie viele andere Geistliche in 
denEhestand, indem er sich mit Katharina vonBora vermählte (1525). 
4. Der Bauernkrieg (1525). — Zur Zeit Karls V. war der Ad el an Wohl- 
stand und Ansehen gesunken, die Bürger waren wohlhabend, mächtig 
und gebildet, aber die Bauern, Köhler, Hirten waren ein mühseligVolk. 
Sie waren sehr arbeitsam, aber zum größten Teil leibeigen („hörig", einem 
Herrn gehörig, der sie willkürlich ausnutzen durfte) und von rohen Sitten. 
Mit Frondiensten (Herrendiensten) für den Gutsherrn und für Klöster und Kirchen, 
mit Zinsen und Steuern hart beschwert, waren viele wild und hinterlistig 
geworden. Ihre Speise war schwarzes Roggenbrot, Haferbrei oder gekochte Erbsen 
A ndrä-Ernst, Grundriß d. Weltgeschichte. Ausg. f. Lehrerbildungs-Anstaltenic. II. 7
	        
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