Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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würdige Aufträge und königliche Belohnung (§ 95. 96). Auch die Anwendung 
der großen Erfindungen der letzten 100 Jahre auf den Gewerbebetrieb 
(§97) förderte er mit treuer Sorgfalt. 
Den Umfang des Staates vermehrte er durch Einverleibung der beiden 
hohenzollernfchen Fürstentümer (hohenzollernfcher Hausorden: „Vom Fels zum 
Meer ). Auch legte er zum Schutze des Handels den Grund zu einer preußischen 
Kriegsflotte (Marineanlagen in Danzig, Stettin, Stralsund; Seekadet¬ 
tenschule in Berlin; 57 Schiffe; Admiral Prinz Adalbert; Hafen- 
gebiet am Jahdebufen erworben). 
N euenBurg, zugleich Schweizerkanton und preußisches Fürstentum, sagte sich 1848 
von Preußen los, und nach einer mißglückten Erhebung der Königlichgesinnten 
in Neuenburg zur Herstellung des früheren Verhältnisses (1856) verzichtete der König von 
Preußen auf seine Hoheitsrechte über Neuenburg. 
Nur bis 1857 konnte er persönlich die Regierung führen, da er schwer er- 
krankte. Sem Wahlspruch war in guten und bösen Tagen gewesen: „ Ich und 
mein Haus wollen dem Herrn dienen". Am 2. Januar 1861 ent- 
schlief er; in der von ihm erbauten Friedenskirche zu Potsdam^rüht^r an der 
Seite seiner liebreichen Gemahlin Elisabeth, einer bayrischen Prinzessin, die 
tm Lause ihrer glücklichen Ehe auch im Glauben mit dem hohen Gemahl eins ge- 
worden war. 
„Niemals hat eines Königs Herz treuer für seines Volkes Wohl geschlagen". (König 
Wilhelms Erlaß an sein Volk 7. Januar 1861.) i 
Ri 
§ 79. 
England. 
1. Durch seine altbegründete und den fortschreitenden Bedürfnissen des Volkes 
entsprechend weiter ausgebildete Staatsverfassung blieb England bewahrt vor 
den heftigen Erschütterungen, von denen die meisten festländischen Staaten bewegt wurden. 
Georgs III. Nachfolger war Georg IV. (1820—1830), ein sitten- und würdeloser Herrscher. 
'Unter ihm legte der große Minister Canning (f 1827) den Grund zu wichtigen Verbesse¬ 
rungen. Den Katholiken wurde der Zutritt zum Parlamente gewährt (1829).) Während 
der Regierung Wilhelms IV. (1830—1837), vorzüglich infolge der unausgösetzten Be- 
mühungen des edlen Wilbersorce (1833), wurde die Sklaverei in den englischen 
Kolonien aufgehoben^Der beredte Ire Daniel O'Connel leitete die mächtige Be- 
wegung der katholischen Jrländer gegen den Druck des Mutterlandes.^ 
Nach Wilhelms Tode wurde Hannover (wo die weibliche Thronfolge aus- 
geschlossen ist) selbständiges Königreich unter seinem Bruder Ernst Auauü. 
Seine Nichte Viktoria (die Tochter des ältesten Bruders) wurde Königin von 
England. Sie vermählte sich mit dem Prinzen Albert von Sachsen-Koburg 
(gest. 1861) und förderte bei streng verfassungsmäßiger Regierung 
Englands Wohlfahrt und Freiheit; auch wurde den Juden der Eintritt in das Parla- 
ment gewährt (1858); See und Landverkehr, Handel und Industrie (erste Welt- 
ausstellung in London 1851) erreichten eine bisher ungekannte Höhe.
	        
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