Full text: Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit (Bd. 2)

128 Das Zeitalter des Absolutismus 
des Gewerbes und des Handels wegen da. So kam es, daß ganze 
Städte von dem Kantonsystem befreit, zahlreiche Ausnahmen zugelassen 
wurden; aus dem Übergewicht des wirtschaftlichen über den militärischen 
Gesichtspunkt sind auch die vielfachen Beurlaubungen nach dem großen 
Kriege zu erklären. So liegt der Schwerpunkt der Heeresrekrutierung in 
der Werbung; Deutschland bezahlte dem preußischen Staate mit dem Blut 
seiner Söhne die von ihm für das Reich geleistete Arbeit. Diese große 
Soldatenmasse sollte mit einheitlichem Geiste erfüllt, auf die höchste Stufe 
der Leistungsfähigkeit gebracht werden. Einen gewandten, reinlichen, 
sauberen Soldaten wollte der König haben; auf gute Verpflegung legte er 
Wert. Vor allem aber sollte Selbstgefühl und Mut in des Soldaten Seele 
wohnen; und jene todesmutigen Leute, die lieber ihr Leben ließen im 
nächtlichen Kampf, als daß sie von ihrer Fahne wichen, die die fener- 
sprühenden Hügel von Prag mit dem Bajonett in der Hand hinauf- 
stürmten, die sich lieber töten ließen, als ein Wort zu verraten, sie zeigen, 
wie tief Ehrgefühl und Hingabe an ihren König und Helden in ihnen 
saß. Es war ein gar sehr persönliches Band, das die rauhen Krieger 
an den König fesselte, wie die dichtende Volkssage in so mancher Geschichte 
es uns aufbehalten hat, und so weht durch all die grausame harte Zucht 
doch ein warmer Zug der aufopfernden Liebe, des gegenseitigen Vertrauens 
hindurch: Vater Fritz sorgt für seine Kinder (das Jnvalidenhaus zu 
Berlin mit der kurzen stolzen Inschrift: Laeso et invicto militi — dem 
verwundeten und unbesiegten Krieger!), und sie gehen für ihn ins Feuer 
und in den Tod. 
Zur Erhöhung der Schlagfertigkeit dienten dann die alljährlichen 
Musterungen und die von Friedrich eingeführten Herbstmanöver; hier 
entging nichts dem scharfen Auge des gestrengen Kriegsherrn und mit 
Tadel ward nicht gekargt (die Helden von Hohenfriedberg wurden bei 
einer Musterung in Stargard einmal mit dreimonatlichem Nachexerzieren 
bestraft); hier, und zwar namentlich bei den kriegsmäßig ausgestalteten 
Manövern, hat der König seine taktischen und strategischen Grundsätze 
herausgebildet, wie sie in den „Generalprinzipien vom Kriege" (1748) 
niedergelegt sind und im Siebenjährigen Kriege sich bewährt haben. 
In diesem umfangreichen Werke legt Friedrich seine berühmte schiefe 
Schlachtordnung klar: „Man verweigert dem Feinde den einen 
Flügel und verstärkt den, der angreifen soll. Eben mit dem macht Ihr 
alle Eure Anstrengungen gegen einen Flügel des Feindes, den Ihr in der 
Flanke faßt. Ein Heer von 100 000 Mann, in der Flanke gefaßt, kann 
von 30000 Mann geschlagen werben." *) 
') Koser bemerkt dazu (I, S. 546 f.); „Zurückgehalten, „refüsiert", wurde der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.