Full text: Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit (Bd. 2)

130 Das Zeitalter des Absolutismus 
und des Manövrierens seine Zuflucht nehmen. Dennoch bleibt es immer 
sein oberster Satz: „Diejenigen, die preußische Armeen kommandieren, 
müssen, obwohl klüglich und vorsichtig, die Sachen zu dezidiereu suchen." 
Die Schlacht, die entscheidende, sie ist ihm um seines Heeres, um der 
Finanzen seines Landes, um ihrer politischen und moralischen Wirkung 
das Hauptmittel des Krieges. „Die Wegnahme eines Wagenzuges („das 
A und O der Ermattungsstrategen") oder der Verlust eines Magazins 
enden nicht den Krieg; es bedarf der Schlachten, um ihn zu entscheiden." 
„Jede Bataille, so wir liefern, muß ein großer Schritt vorwärts zum 
Verderben des Feindes werden." — 
„So schliff er sich in seinem Heer jene wunderbare Waffe, mit der 
er den Ansturm einer Welt bestand", die da, wie sie von Liebe und Be- 
geisterung für ihren „König - Connetable" getragen ward, ein mächtiges 
Werkzeug zur Erzielung „fritzischer", und dann auch vaterländischer deutscher 
Gesinnung wurde (die Schlacht bei Roßbach; Goethe). 
Und doch weist Treitschke mit Recht darauf hin, daß der Feldherr, 
der die Fahne Preußens mit Lorbeeren überschüttet hatte, das Heer in 
schlechterem Zustande hinterließ, als er es be seiner Thronbesteigung vor- 
gefunden hatte. Jener aus der Not nach dem großen Kriege so wohl 
verständliche, aber doch so gefährliche Gedanke, daß der friedliche Bürger 
gar nicht merken sollte, wenn der Soldat draußen die Schlachten schlage, 
das Überwiegen des wirtschaftlichen über den militärischen Gesichtspunkt 
hat die weitesten Kreise der Nation schließlich in die todesruhige Gleich- 
gültigfeit und die schlaffe Selbstsucht versetzt, die in den Jahren des Un¬ 
glücks so grell sich offenbarte. Die einseitige Bevorzugung des Adels 
ferner hat, zumal die Blüte des alten Ofsizierkorps auf den böhmisch- 
schleichen Schlachtfeldern lag, zumal ferner mit den Jahren der König 
lieber fremdländische Adlige, deren Urbild uns Lessing so greifbar in 
seinem Riccaut de la Marliniere gezeichnet hat, denn bürgerliche Ossi- 
ziere im Heere haben wollte, den überhebenden Geist des Offizierstandes 
geradezu gezüchtet. „Die jetzt emporkamen, hatten den Krieg nur in 
subalternen Stellungen kennen gelernt, suchten das Geheimnis der frieden- 
zianischen Siege allein in den Handgriffen des Paradeplatzes. Unter den 
ausländischen Offizieren war mancher zweideutige Abenteurer; man jagte 
nach Gunst und Gnade, für den stolzen Freimut eines Jork oder Blücher 
war kein Raum." Der tiefste Mangel aber lag in dem Bildungshasse 
der Soldatennaturen, in der „ungeschlachten Roheit", die jetzt sich geltend 
machte und von idealer und geistiger Lebenshaltung nichts wissen wollte.
	        
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