Full text: Für die 2. Klasse (H. 4)

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flächen mittlerer Höhe und flache heiße Küstensäume, Hindostán hin¬ 
gegen große niedrige Ebenen. 
Die Menge und die Vertheilung der Gewässer, die Verschie¬ 
denheiten in der Natur des Bodens begründen weitere Unterschiede. 
So wird Indien zu einem in seinem Innern mannigfaltig gestal¬ 
teten Lande im Gegensatze zu den gleichförmigen Knlturgebieten des 
Nilthals und des untern Euphrat. 
Indien erscheint in Beziehung auf Fruchtbarkeit als ein aus¬ 
gezeichnet begünstigtes Land. Nur die Indus-Wüste ist ein eigent¬ 
lich unfruchtbares Gebiet; das östliche Plateau des Deckhan, ein 
Theil der Koromandel-Küste, einzelne Striche des Nord-Vindhja- 
Landes sind im Allgemeinen weniger fruchtbar, als die übrigen 
Theile; des ganz unfruchtbaren Landes ist nur sehr wenig; große 
Gebiete sind noch nie der Cultur gewonnen worben, würben aber 
sehr fruchtbar sein. Das Delta des Indus, obwohl ein angeschwemm¬ 
tes und reich bewässertes Land, ist viel weniger von der Natur be¬ 
günstigt als das des Ganges. Das Pengab, das Fünfstromland, 
tritt in der Geschichte viel bedeutender hervor, als die Gebiete am 
untern Flusse. Seine fünf Flusse sind wie der Indus schiffbar und 
bieten große Erleichterungen des innern Verkehrs dar, so wie sie 
ebenso viele Hauptpunkte der Landesvertheidigung bilden. Dieses 
Land mit seinen fruchtbaren Thälern ist zum Ackerbau sehr geeignet 
und günstig gelegen für den Handel zwischen Indien und dem We¬ 
sten, nur war es bei Angriffen auf Indien vom Westen her diesen 
zuerst ausgesetzt. Ein Strich unfruchtbaren Bodens durchzieht den 
Südosttheil des Laubes, und ist der Sitz schwer zu bändigender 
Wanderstamme. Diese Hirtenstämme so wie die Bewohner der im 
Nordgebirge bestehenden kleinen Fürstenthümer bedrohen die Ruhe 
des Pengab. Alexander fand in der nordwestlichen Hälfte des Pen¬ 
gab kleinere Staaten unter Königen, in der südöstlichen freie Völ¬ 
ker mit beinahe republikanischer Verfassung. Den Gangesanwohnern 
gelten die Pengabvölker als halbunreine Geschlechter. Das weite 
Tiefland des mittleren Indiens, das Flußgebiet der Iamuna und 
Ganga, ist ein großer Fruchtbodcn, von vielen Flüssen durchströmt 
und fruchtbar gemacht. Da ist das Mittelland (Madhjade^a), die 
reichste Vorrathskammer unter den Einflüssen des indischen, subtro¬ 
pischen Klima's, ein Land geringen Wechsels und geringer Uebcr- 
gänge, wo jeder Theil eng mit dem Ganzen zusammenhängt. Das 
verknüpfende Band, gleichsam die Lebensader dieser Gesammtwir- 
kung ist die Ganga, , auf weiter Strecke schiffbar, alle andern Ströme 
vom Süden und Norden in sich vereinigend. Die großen Ebenen 
dieses Stromgebietes sind die unerschöpflichen Gruben des Reich¬ 
thums indischer Erzeugnisse. Der Boden bringt jährlich doppelte 
Ernten hervor. In diesem Tieflande ist die indische Cultur ganz 
eigentlich zu Hause, hier hatte sie sich am frühesten und vollstän¬ 
digsten entwickelt, ein alter Hanptsitz der Herrschaft, des Unterrichts 
und der religiösen Verehrung, des gesetzlichen und verfeinerten Le¬ 
bens, der Kunst, des Gewerbfleißes und des Handels drängte den 
andern^ Hier lagen im Alterthume an der Iamuna die Haupt¬ 
städte Jndraprastha und Mathura, an der Ganga Hastinapura und 
Kanjakubga und am Zusammenflüsse beider Pratishthana.
	        
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