Otto der Große und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.
25
Herr der Christenheit, Papst und Kirche unterstanden seinem Befehle;
er ließ die Römer schwören, nie einen Papst ohne seine Zustimmung
zu wählen.
§ 35. Ottos dritter nach Italien, sein Tod. Ein drittes
Mal zog der Kaiser nach dem Süden, um seinen Sohn Otto in Rom »*>ano
krönen zu lassen und mit der griechischen Prinzessin Theophanö zu ver-
mähten.
973 starb der alte Kaiser, eine der gewaltigsten Gestalten des und starb 973.
deutschen Mittelalters, auf der Pfalz zu Memleben an der Unstrut.
In Magdeburg liegt er begraben. Die Nachwelt nennt ihn mit Recht
„den Großen".
„Das Reich, das Heinrich I. gegründet, erhob Otto der Große zu
einem prächtigen Aufbau", sagt ein berühmter Geschichtschreiber.
§ 36. Otto II. und Otto III. Die nächsten zwei Nachfolger des
großen Kaisers wandelten nicht in seinen Bahnen weiter: sie bevorzugten
Italien zum Schaden Deutschlands. Nachdem Otto II. den aufrührerischen
Bayernherzog besiegt und den westfränkischen König, der ihn in Aachen
hatte überrumpeln wollen, in Paris belagert hatte (ersterDeutsch-Französischer
Krieg), wandte er sich nach Italien, um die Griechen und Sarazenen aus
dem Süden des Landes zu vertreiben. Anfangs siegreich, erlitt er bei
Cotröne eine vernichtende Niederlage und entrann mit Mühe der
Gefangennahme. Die Kunde vom Mißgeschick des Kaisers ermutigte die
unterworfnen Slawen rechts der Elbe zum Auf st an de. In blutigen
Kämpfen ging alles, was Heinrich I. und Otto der Große dort errungen
hatten, wieder verloren. Zum größten Unglück fürs Reich starb der
Kaiser im Alter von 28 Jahren.
Für den dreijährigen Sohn, Otto III., den die Großen des Reiches ^2.
bereits in der Wiege zum Herrscher gewählt hatten, übernahm die Mutter
Theophano und nach ihrem frühen Tode die Großmutter Adelheid die
Regierung. Der hochbegabte Knabe herhielt eine gelehrte Bildung, bald
begeisterte er sich für römisches Wesen und verachtete die derbe, bäurische
Art der damaligen Deutschen. Unwiderstehlich zog es den jungen Herrscher
nach dem sonnigen Italien. Ein Weltreich wollte er gründen, Rom sollte
der Mittelpunkt seiner Macht werden. Neben diesen Ideen beschäftigten
ihn ernste Bußübungen, da man im Jahre 1000 den Untergang der Welt
erwartete. Er wallsahrtete nach Gnesen zum Grabe des Märtyrers
Adalbert, den die heidnischen Preußen erschlagen hatten, darauf besuchte
er die Gruft Karls des Großen in Aachen. Als er wieder nach Rom
zurückkehrte, vertrieben ihn die Römer aus der Stadt; auf einer benachbarten
Burg ereilte den Zweiundzwanzigjährigen ein plötzlicher Tod. Mit dem
Schwerte in der Faust führten die Getreuen den toten Kaiser aus dem
aufständischen Italien und setzten ihn in Aachen bei.