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Frankreich, ein keltischer Volksstamm, von der waldreichen Beschaffen¬
heit des Landes „Wald bewohn er, Bojer" genannt, nach Süd¬
deutschland und eroberte Bojohemum, d. i. Böhmen, der Bojer
Heimat. Bald mußten die Bojer dieses Land wieder verlassen. Da
zogen sie über die Donau und erstritten sich Sitze im Süden dieses
Stromes, im heutigen Ober- und Niederbayern. Man nannte diese
Ländereien von jetzt ab nach dem Namen des eingezogenen Volkes
das Bojerland.
Um die Zeit der Geburt Christi haben die Römer das noch
schwach bevölkerte Bojerland erobert uud zu dem ihrigen gemacht
Des römischen Kaisers Scepter beugte den Nacken der Bojer itnb für
Rom mußten sie Kriegsdienste verrichten.
Als später die Kraft der Römer immer schwächer wurde und
das einst so mächtige römische Reich im Jahr 476 n. Chr. in
Trümmer ging, gelang es deutschen Völkerschaften, das Bojerland
zu erobern. Die Markomannen, Heruler, Scyren und Rugier
drangen iu dasselbe ein uud setzten sich darin fest. Diese vier
deutschen Völkerstämme nannten sich von jetzt ab nach dem eroberten
Land Bojoareu. Was etwa noch von keltischen und römischen
Bevölkerungsteilen übrig war, ging vor der überwiegenden germa¬
nischen Bevölkerung unter. Ohne Zweifel sind die aus deutschen
Volksstämmen zusammengewachsenen Bojoaren und nicht
die keltischen Bojer die Stammväter der spätern und jetzigen Alt-
bayern, wie die Alemannen der jetzigen Schwaben, die Thü¬
ringer der jetzigen Franken.
b. Payern unter den Agikokfingern. 5i>4—988.
Etwa vom Jahre 554 an war es den Bojoaren oder Bayern
möglich, sich einen eigenen Herzog zu wählen. Ihr erster historisch
beglaubigter Herzog war Garibald I. aus dem Geschlechte der
Agilolfinger^ Nach ihm regierten noch zehn Herzoge aus diesem
Geschlechte: Thassilo I., Garibald II., Theodo I., Theodo II.,
Theodobert, Grimoald, Theodoald, Hngibert, Odilo und Thassilo II.
Sie residierten alle in Regensburg, Bojoariens Hauptfestung.
Der letzte Herzog, Thassilo II., war noch ein Kind, als sein
Vater starb. Erst 15 Jahre alt, mußte er dem Frankeukönig Pipi n
den Eid der Treue leiste» und wurde von ihm mit dem Herzogtum