Full text: [Teil 1 = Vorstufe] (Teil 1 = Vorstufe)

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Während des Kampfes weilen Wodans Töchter, die Walküren oder 
Schlachtenjungfrauen, auf schwarzen Rosien auf dem Kampfplatze. Wo ein 
Streiter gefallen ist, da heben sie ihn aufs Roß und reiten mit ihm über die 
Himmelsbrücke (Regenbogen) nach Walhalla. Hier begrüßt ihn ein Sänger, 
und die Göttin Jdnna reicht ihm einen Apfel, der ihn ewig jung erhält. 
Dann führt Wodan seinen Gast auf den Ehrenplatz. Die schönsten Jung- 
sranen eilen herbei, stellen duftenden Braten auf die Tafel und reichen Met 
in goldenen Hörnern. So köstlicher Bewirtung erfreuen sich die Helden 
alle Tage. 
Schön ist das Leben in Walhalla. Morgens in der Frühe kräht Golden- 
kämm, der Hahn; er weckt die Schläfer. Da erheben sich die Helden vom 
Lager, legen Helm und Panzer an, umgürten sich mit dem Schwerte und 
satteln die stampfenden Rosse. Darauf sprengt der Troß aus Walhallas 
Pforten und reitet auf den Kampfplatz. Hier beginnt ein fröhliches Streiten. 
Speere sausen durch die Luft, wuchtige Schwerthiebe spalten die Schilde, und 
Feuersuukeu stieben aus den Helmen. Manch ruhmreicher Held sinkt in den 
Sand. Wodan freut sich des Kampfes und ehrt die tapfersten Streiter mit 
huldvollen Worten. Ist der Kampf beendet, so bläst Wodan in sein Horn. 
Im Nu heilen alle Wunden, und friedlich ziehen die Helden in Walhalla ein. 
Die Walküren öffnen ihnen die Pforten, und das köstliche Mahl wartet der 
Helden. Speere und Schilde werden an die Wand gehängt, die Helden setzen 
sich zu Tisch und langen durstig nach den Trinkbechern, die freundliche Jung- 
frouen ihnen darbieten. 
Zu Xanten am Niederrhein lebte ein Königssohn mit Namen Siegfried. 
Der war so stark, daß ihn niemand bezwingen konnte. Als er zu einem 
stattlichen Jüngling herangewachsen war, zog er auf Abenteuer ans. Sein 
Weg führte ihn in einen dunkeln Wald. Dort kam er zu einem Schmiede, in 
dessen Dienste er trat, um Schwerter schmieden zn lernen. Aber er schlug 
so gewaltig auf den Amboß, daß dieser schuhtief in den Boden sank 
und das ganze Haus erbebte. Da wollte ihn der Schmied gern wieder los 
sein und schickte ihn zu einem Köhler, damit er Kohlen hole. Im Walde 
aber hauste ein furchtbarer Drache. Als Siegfried hier ankam, sah er den 
Drachen in einer Moorlache. Sofort riß er Bäume aus der Erde, warf sie 
auf das Ungeheuer und steckte sie in Brand. Von der Glut zerschmolz die 
Hornhaut des Drachen. Neugierig tauchte Siegfried den Finger in die flüssige 
Masse, und stehe, als sie erkaltet war, bedeckte eine feste Hornhaut den Finger. 
Sogleich stieg Siegfried in die Flut und badete sich. Davon bekam er über 
den ganzen Körper eine so harte Hornhaut, daß kein Schwert sie durchdringen 
konnte. Nur eine Stelle zwischen den Schultern, wohin ein Lindenblatt ge¬ 
fallen war, blieb verwundbar. 
4. Die lAbelungensage. 
1. Wie Siegfried hörnern ward.
	        
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