— 89 —
motte). Ihre Gemälde sind noch jetzt eine Zierde unserer Mnseen. Zu jener
Zeit erfand man auch die Kunst der Glasmalerei. Vorher setzte man die
Kirchenfenster gern aus lauter bunten Glasstücken zusammen; dann aber lernte
man, durch geschickte Einschmelzuug bunter Glasmasse farbige Bilder herzu-
stellen, die den Fenstern einen höheren Schmuck verliehen.
5. Moknzinimer. Noch im 15. Jahrhundert war das Wohnzimmer
sehr einfach gestaltet. Mit dem Wiedererwachen der Kunst vermehrte sich aber
auch der Schmuck der Zimmer. Die Decke wurde mit Holz getäfelt und
reich mit Schnitzwerk geziert. Die Wände wurden ebenfalls getäfelt
oder mit kunstvollen Teppichen behangen. Auch erblickte man an den Wänden
Borte und Gesimse, auf denen tönerne, zinnerne, silberne oder wohl gar
goldene Gefäße standen. In den Mauern fanden sich tiefe Nischen sür die
Fenster. Die Scheiben waren klein, rund oder viereckig, in der Mitte erhöht,
oft mit Wappenbildern oder sonstigen Figuren bunt bemalt. Man nannte sie
Butzenscheiben. Zum Sitzen luden Stühle und Bänke ein. An der Wand
sah man den Kamin oder den gefärbten Kachelofen. Zur Seite des Ofens
stand eine hölzerne, große Truhe, die zugleich als Sitzplatz diente. Von der
Decke hing der kunstvolle Leuchter herab, der mit Wachslichtern besteckt war.
6. ffieiTterTänger. In vielen Städten pflegten die ehrsamen Hand-
werker auch die Dichtkunst und den Gesang. Allsonntäglich kamen sie zusammen
und sangen in den Singschulen ihre selbstgedichteten Lieder. Man nannte sie
„Meistersänger". Der berühmteste unter ihnen war Hans Sachs in Nürnberg,
ein „Schuh—macher und Poet dazu". Er hat mehr als 5000 Gedichte hinter-
lassen. — Die Meistersänger bildeten meist eine Körperschaft, in der man nach¬
einander Schüler, Schulfreund, Sänger, Dichter und Meister werden konnte.
In der festlich geschmückten Kirche oder dem Rathaussaal zeigten die Meister
ihre Kunst. Gesungen wurde ohne Musikbegleitung. Der Inhalt des Liedes
war meist der Bibel entnommen. Zuerst begann das Freisingen. Dabei gab
es „außer dem Ruhme sonst nichts zu gewinnen".
Vorn im Chor saßen die vier „Merker". Sie mußten die Fehler anmerken,
die die Sänger gemacht hatten, und waren die Preisrichter. Wer „versungen"
(Fehler gemacht) hatte, mußte ben Singstuhl verlassen. Der beste Sänger aber
erhielt den ersten Preis. Nach dem Singen fand „des Tages eine ehrbare, ehrliche,
friebliche Zech" statt. Bei dieser würben bann auch noch anbere Lieber vorgetragen.
XI. Erfindungen und Entdeckungen im
JTIittelalter.
47» 6rf in durig des Pulvers»
1. Das Scbicßpulver war in Deutschlanb schon im 12. Jahrhundert
bekannt, doch wurde es damals nur zu Feuerwerk u. a. Spielereien benutzt.
Erst zu Anfang des 14. Jahrhunderts fing man an, das Pulver zum Fort-