§ 19. Kultur der Griechen.
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200); Hauptvertreter waren Euklides zu Alerandria und Archi-
mebes zu Syrakus. („Gib mir einen Punkt, wo ich stehe, ich werde
die Erde aus den Angeln heben".)
4. Gewerbfleiß und Handel entwickelten sich am lebhaftesten in
den am Meere gelegenen Staaten. Von den Erzeugnissen des Gewerb- Industrie
fleiß es waren berühmt die Wollenzeuge von Milet, die Metallarbeiten
von Sicyon, die Teppiche von Samos und Korinth; Dreifüße, Leuch-
ter, Spangen, Waffen, Töpferzeug, Kunstwerke aus Metall, Elfen-
bein, Edelsteinen, Marmor, Ton und Holz, Putzsachen und Salben
lieferten vorzüglich Korinth, Ägina und Athen. Diese Fabrikate
waren nebst den mannigfaltigen Naturprodukten, die das Land und
seine -Kolonien erzeugten, zugleich Gegenstände des regsten Handels-
Verkehrs. Ein wichtiger Handelsplatz war Korinth; auch Ägina ®anbel
tat sich durch Seehandel hervor; mehr noch die jonischen Städte -Riem-
asiens Milet, Ephesus, Samos, Ehios, Phocäa. Seit den
Perserkriegen nahm Athen in der Reihe der Seestaaten die erste
Stelle ein. Noch größere Ausdehnung gewann der Handel durch die
Verbreitung griechischer Herrschaft und Sprache im macedonischen
Zeitalter, wo Alexandria, der Mittelpunkt des Weltverkehrs,
teils Karawanenhandel nach dem inneren Asien bis nach Indien, teils
Seehandel auf dem arabischen Meerbusen und dem indischen Meere,
wie auf dem Mittelmeere trieb. Höchst lebhaft war auch der Handel
von Rhodus, der zur See mit dem aleXandrinischen wetteiferte.
5. Sittlichkeit. Auch in sittlicher Beziehung hat das Griechen-
volk viele hervorragende Erscheinungen aufzuweisen. Männer wie
Aristides, Perikles, Sokrates, Pinto haben mit Recht vielen Späteren
als Vorbilder gedient. Unzählige haben sich an ihnen gebildet. Auch
wir Deutschen verdanken den Griechen viel. Allein mit dem Verfall
der Religion, dem Schwinden der Gottesfurcht, trat auch der
sittliche Verfall ein, und mit ihm ging, zugleich infolge des
Mangels an staatlichem Gemeinsinn, der politische Hand in
Hand. Auch die späteren Nachkommen der Hellenen haben sich ihrer
Ahnen nicht würdig gezeigt. Wo einst der „Tempel heitre Wände"5euf|a0nebe8u*
glänzten, wo in volksbelebten Städten Wohlhabenheit und Bildung
herrschten, wo fleißige Hände selbst auf kargem Boden fruchtreiche
Gärten erschufen, wohnen jetzt zumeist Armut und Unordnung,
Unwissenheit und Trägheit.