Full text: Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart (Teil 3)

mit seinem Bruder Manfred das sizilische Erbe zu verteidigen, fand aber in 
Süditalien einen frühen Tod. Doch gelang es Manfred, die Feinde aus 
feinem Reiche zu vertreiben. Da rief der Papst Karl von Anjou, einen 
französischen Prinzen, nach Italien, um ihn mit dem Königreich Neapel und 
mit Sizilien zu belehnen. In der Entscheidungsschlacht bei Beneventnm 
verlor Manfred Sieg und Leben. Schwer lag die Hand des hartherzigen 
Siegers auf dem besiegten Lande. In dieser Not wandte sich die stausische 
Partei an den in Deutschland lebenden Konradin, den jugendlichen Sohn 
Konrads IV. und rechtmäßigen Erben des Königreichs Neapel. Mit seinem 
Freunde Friedrich von Baden und wenigen Getreuen kam er über die Alpen. 
Die Ghibellinen nahmen ihn mit Jubel auf. Siegreich durchzog er das obere 
und mittlere Italien. Auf dem Kapitol empfing er die Huldigung der Römer. 
Aber bei Tagliacozzo in Unteritalien wurde sein Heer vollständig geschlagen. 
Auf der Flucht geriet er mit seinem Freunde durch Verrat in die Hände seines 
Feindes Karl von Anjou. Dieser finstere Tyrann sprach über beide das 
Todesurteil aus. Auf dem Marktplatz zu Neapel wurden sie enthauptet. So 
sank der letzte Sproß des herrlichen Hohenstaufengeschlechtes in ein ruhmloses 
Grab. 
35* Ritterleben im Mittelalter. 
a) Entstehung des Ritterstandes. Erziehung zum Ritter. 
1. Bildung des Rittcrftandes. Bei den alten Deutschen, ja selbst 
noch unter Karl dem Großen bestand das Heer größtenteils aus Fußvolk. Durch 
Heinrich I. aber wurde besonders die Reiterei ausgebildet, und fortan bildeten 
die Ritter (d. h. Reiter) die Hauptmacht des Heeres. Die Ritter waren aus 
dem Hof- und Dienstadel hervorgegangen, wozu 
das Gefolge des Königs und die königlichen 
Beamten gehörten. Mit ihrem Lehen übernahmen 
sie die Verpflichtung zum Reiterdienst in schwerer 
Rüstung. Lehnsmann, Ritter, Krieger war ein 
Begriff. Unter den Karolingern wurde der 
Dienstadel bereits erblich. Jedoch traten die 
Ritter bis zu den Kreuzzügen noch nicht als 
ein für sich abgeschlossener Stand hervor. 
Ein jeder, der mit Panzer und Helm, Schwert 
und Lanze wohlausgerüstet zu Pferde dem Auf- 
ruf zum königlichen Heerbann folgte, war ein 
Ritter. Als aber zur Zeit der Kreuzzüge die Ritter 
ihr Schwert ganz und gar der heiligen Sache 
widmeten, da gelangten sie zu hohem Ansehen. 
Sie bildeten jetzt einen eigenen Stand, dem nur 
Männer von Adel und großem Länderbesitz 
angehören sollten. Nur der wurde zum Ritter- 
stand gezählt, der „zum Schilde geboren" war, 
d. h. es mußten mindestens die beiderseitigen Ritter in Rüstung.
	        
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