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Feinde oft noch wochenlang. Denn mit Speise hatte er sich versorgt. Auch
befand sich unten im Turme meist ein Brunnen, der oft über 100 m tief war.
— Aber der Bergfried diente auch zugleich als Kerker. Unten in seiner Tiefe
befand sich das „Burgverlies", ein schauriges Gefängnis, in das weder
Sonne noch Mond schien. Hier hinein warf man schwere Verbrecher, indem man
sie von oben an einem
Tau hinunterließ. —
Häufig benannte sich
der Ritter nach seiner
Burg. Während srü-
her jeder nur einen
Taufnamen hatte
(Friedrich, Karl, Franz
usw.), fügte der Ritter
gern den Namen sei-
ner Burg hinzu, z. B.
Rudolf von Habs-
bürg. So entstanden
die Geschlechtsnamen,.
und das Wörtchen
„von" wurde ein
Kennzeichen des ritter-
liehen und adligen
Namens.
2. Leben in der
Burg. Im Winter
war das Leben in der
Burg wenig behaglich.
Bei hohem Schnee von
den Nachbarn voll-
ständig abgeschlossen,
brachte der Ritter dann
seine Tage ziemlich
einsam zu. Glasfen-
ster gab es noch nicht.
Daher drangen Wind,
... Regen und Schnee in
Ritterschlag. 9
Von M. von Schwind. die Fensteröffnungen
der Burg ein. Abends
war das Zimmer nur notdürftig durch Kienfpäne oder mattleuchtende Kerzen
erhellt. Um sich die Zeit zu vertreiben, spielten die Ritter Schach, oder sie
saßen beim vollen Becher und ergötzten sich an den Erzählungen ihrer Helden-
taten. Mit Sehnsucht erwartete man den Sommer. Im Herbste zog der
Burgherr mit seinem Gefolge in den Wald, um Eber und Hirsch zu jagen.
Fröhlich ging es an den Festtagen her. Dann erschien Besuch, und die Gäste