Full text: Deutsche Geschichte (Teil 2)

8. Vom Heer- und Kriegswesen der Germanen. 19 
die den Kern der Bevölkerung bildeten, standen die Unfreien oder 
Sklaven. Kriegsgefangene und landfremde Leute, die ohne Geleit an- 
kamen, wurden zu Sklaven gemacht. Dazu kamen eigene Volksgenossen, 
die beim Würfelspiel zuletzt die eigene Freiheit aufs Spiel gesetzt und 
verloren hatten. Die unfreien Knechte oder Schalke dienten auf dem 
Herrenhofe als Gesinde; sie waren ganz in die Gewalt des Herrn 
gegeben; er konnte sie töten, verstümmeln oder verkaufen; sie waren 
rechtlos, wurden nicht als Person, sondern als Sache angesehen. Die 
Macht über die Unfreien wurde aber von den Germanen nie miß- 
braucht; man behandelte sie vielmehr milde und rechnete sie zur Fa- 
mtlte. Meist wuchsen der freie Knabe und das freie Mädchen mit 
den Kindern von Unfreien in voller Gemeinschaft auf und wurden 
ganz gleich behandelt. Später bildete sich noch eine andere, mildere 
Form der Unfreiheit aus, das war die Unfreiheit der wirtschaftlich 
Schwachen; sie hießen Hörige oder Liten. Diese hatten keinen 
oder nur wenig Besitz an Grund und Boden; sie erhielten ihn gegen 
bestimmte Abgaben von einem Reichen, Mächtigen. Dadurch traten 
sie zu ihm in ein Abhängigkeits- und Schutzverhältnis. Sie blieben 
aber Volksgenossen und nahmen Teil an der Volksversammlung. 
1. Vergl. das Recht des Familienvaters von heute mit der „munt" des 
germanischen Hausherrn! 2. Erkl die Wörter „Vormund", „mündig", „unmündig" 
und das Sprichwort: „Morgenstunde hat Gold „im Munde!" 3. Inwiefern hat 
sich in dem Worte „sippe" ein Wandel oder eine Aenderung in der Bedeutung 
(Bedeutungswandel) vollzogen? 4 Erkläre die Ausdrücke Häuptling, Fürst, Herzog, 
König! 5. Welche Einkünfte hatte der germanische Fürst von seinem Amte? Der 
Fürst von heute? 6. Sind in deiner Gegend Spuren einer alten „Landwehr" oder 
ist deren Name vorhanden? Prüfe deren Lage zu deinem Heimatorte und über- 
lege, ob wohl eine „Land"wehr im alten Sinne oder eine spätere. Schutzwehr für 
deinen Heimatort in Frage kommt! Was bedeutet „Landwehr" heute im mili¬ 
tärischen Sinne? 8. Gib die Völkerschaften an, die ehemals unsere Heimat- 
provmz bewohnten! Welche Völkerschaft wohnte in deiner Gegend? 9. Erkläre 
die Namen Ostfriesland. Bardengau, Bardowiek! (wiek, — Ort. Stadt, vergl. 
Braunschweig, Brunswiek und Osterwick!) 10. Erkläre den bildlichen Ausdruck 
„jemand auf den Schild erheben"! 11. Vergl. das frühere Verhältnis zwischen 
Herrn und Knecht mit dem von heute! Worin liegt der wichtigste Unterschied? 
12. Nenne Gruppen aus unserer Bevölkerung, die als besonderer .Stand" be- 
zeichnet werden! Inwiefern sind sie „Berufsstände"? Unterscheide danach die 
alten Stände von den heutigen! 13. Versuche verschiedene Punkte festzustellen 
wonn sich das heutige Gerichtswesen von dem früheren unterscheidet. 
8. Vom Heer- und Kriegswesen der Germanen. 
1. Der wehrhafte Mann. a. Wehrhaftmachung. Die Ger- 
manen waren ein durchaus kriegerisches Volk. Nur der wehrhafte 
Mann galt als vollbürtiger Stammesgenosse. Als später einmal, zu 
Kaiser Neros Zeit, Gesandte der Friesen zu Rom ins Theater kamen, 
setzten sie sich ohne Scheu auf die Ehrenplätze, indem sie sprachen: 
«Kein Volk der Welt übertrifft die Deutschen an Tapferkeit". Stolze, 
tapfere Männer und Frauen sollten auch ihre Kinder werden; darum 
gaben sie ihnen gern Namen von kriegerischer Bedeutung. 
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