112. Der Deutsch-französische Krieg. 1870—1871. 407
Krieger mit lautem Zurufe empfangen, Männer und Frauen eilten herbei und boten
ihnen Erfrischungen dar.
3. Der Aufmarsch der Heere, a. Auf deutscher Seite. In
etwa vierzehn Tagen stand fast eine halbe Million deutscher Krieger
schlagfertig dem Feinde gegenüber, während noch ebensoviele zum Er-
satze bereit waren. Wie im Kriege von 1866, wurden drei Armeen
gebildet. Am weitesten nach Norden zu, im südlichen Teile der Rhein-
provinz, stand diel. Armee, der rechte Flügel, unter dem General
Steinmetz; das Zentrum wurde von der II. Armee unter Führung
des Prinzen Friedrich Karl gebildet; es stand in der Gegend von
Mainz; die III. Armee, der linke Flügel, aus Bayern,
Württembergern, Badensern und Preußen zusammengesetzt, überschritt
unter Führung des Kronprinzen von Preußen zwischen Mannheim
und Speyer den Rhein. Gegen Anfang des Monats August war der
Heeresaufmarsch vollendet.
Die Soldaten der Provinz Hannover. Als der Krieg begann, waren die
Truppen der Provinz Hannover noch nicht in einem Korps vereinigt. Die
hannoverschen Jnfanterie-Regimenter 73 (jetzt Hannover), 74 (jetzt Hannover),
77 (jetzt Celle), das hannov. Husaren-Regt. 15 (jetzt Wandsbeck) gehörten dem
VII. (westfälischen) Armeekorps an und mit ihm der I. Armee- außerdem
das hannoversche Ulanen-Regiment Nr. 14 (damals Verden), das der 3. Kavallerie-
Division in der I. Armee zugeteilt war. Zum X. (hannoverschen) Armeekorps ge¬
hörten die Jnfanterie-Regimenter 78 (Osnabrück und Aurich), 79 (Hildesheim und
Einbeck). 91 (Oldenburg), 92 (Braunschweig), das Jägerbataillon Nr. 10 (Goslar),
außerdem die westfälischen Jnfanterie-Regimenter 16 und 57 (damals Hannover»,
17 (damals Celle) und 56 (damals Göttingen und Hameln). Die Kavallerie
bestand aus den hannoverschen Dragonern Nr. 9 (damals Osnabrück und Lingen)
und Nr. 16 (damals Northeim und Einbeck, jetzt Lüneburg). Die Artillerie be-
stand aus der 1. (Oldenburgs 2. (Wunstorf, Wolfenbüttel) und der 3. (Hannover)
Fußabteilung des hannoverschen Artillerie-Regiments Nr. 10, sowie aus einer
Batterie der reitenden Abteilung desselben Regiments; dazu kam das Pionier-
Bataillon Nr. 10 (Minden). Im ganzen umfaßte das X. Korps 24 Bataillone In¬
fanterie, 1 Jägerbalaillon, 8 Schwadronen Reiter, 84 Geschütze, 3 Pionier¬
kompagnien und 1 Train-Bataillon. Das X. Korps war der II. Armee zugeteilt,
stand also unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl. Außerdem waren
die Hannoverschen Ulanen Nr. 13, die oldenburgischen Dragoner Nr. 19, die braun-
schweigischen Husaren Nr. 17 zur 5. Kavallerie-Division kommandiert, die auch zur
II. Armee gehörte Somit find die Soldaten Niedersachsens in drei verschiedenen
Verbänden, räumlich zumteil weit von einander getrennt, in kriegerische Tätigkeit
getreten.
Am 31. Juli war König Wilhelm zur Armee abgegangen, um
selbst den Oberbefehl zu übernehmen. Er tat es mit den Worten:
„Ganz Deutschland steht einmütig in Waffen gegen einen Nachbarstaat,
der uns überraschend und ohne Grund den Krieg erklärt hat. Es gilt
die Verteidigung des bedrohten Vaterlandes, unserer Ehre und des
eigenen Herdes. Ich ziehe getrost in einen Kampf, den unsere Väter
in gleicher Lage einst ruhmvoll bestanden haben. Gott der Herr wird
mit unserer gerechten Sache sein." Dem König zur Seite als General-
stabsches stand wieder der General von Moltke. Auch der Bundes-
kanzler Graf Bismarck und der Kriegsminister von Roon waren
in seiner Umgebung. General Vogel von Falken st ein leitete von
Hannover aus die norddeutsche Küstenverteidigung gegen die feindliche
Flotte.