28 Die Zeit Ludwigs XIV.
auf Morea und erhielt dafür Entschädigungen an der dalmatinischen und
albanischen Küste.
3. Spaniens Angriff auf den Utrechter Frieden. Die stolzen Spanier
konnten den Verlust ihrer Nebenländer nicht verschmerzen. Deshalb be¬
nutzte die ehrgeizige (zweite) Gemahlin Philipps V., Elisabeth (von
Parma), unterstützt von dem spanischen Minister Kardinal Alberoni,
die Verwicklung Österreichs in den Türkenkrieg, um Sardinien und
1718/19 Sizilien anzugreifen. Doch der Vierbund (Österreich, Frankreich, Eng¬
land, Holland) zwang die Spanier zum Rückzug. Savoyen tauschte
Sizilien gegen Sardinien um, sodaß Savoyen fortan das „Königreich
seit 1720 Sardinien", Österreich Neapel und Sizilien besaß. Indes gab Spanien
seine Bemühungen nicht auf, sondern wartete nur auf eine weitere günstige
Gelegenheit. Diese bot ihm die Erledigung des polnischen Thrones.
4. Der Polnische Thronfolgekrieg (1733—1735). Nach dem Tode
Augusts II. von Polen-Sachsen wählte die Minderheit der polnischen
Adeligen dessen gleichnamigen Sohn zum König, die Mehrheit den ein¬
heimischen Bewerber Stanislaus Leszczynski, der schon während des
Nordischen Krieges eine Zeitlang den polnischen Königstitel geführt hatte
und inzwischen der Schwiegervater Ludwigs XV. von Frankreich ge¬
worden war. Rußland, das für einen Freund der Zarin Anna Kur¬
land gewinnen, und Österreich, das die Zustimmung Rußlands und
Sachsens zur Pragmatischen Sanktion erhalten wollte, begünstigten den
sächsischen Bewerber, Frankreich, Spanien und Sardinien
dessen Nebenbuhler. Der hauptsächlich am Rhein und in Italien geführte
Krieg verlief nun für die kaiserlichen Waffen derart erfolglos, daß Karl VI.
1788 den ungünstigen Wiener Frieden abschloß.
August III. wurde König von Polen; Stanislaus Leszczynski erhielt
das Herzogtum Lothringen mit der Bestimmung, daß es nach seinem Tode an
Frankreich fallen sollte (was 1766 wirklich geschah). Der einheimische Herzog
von Lothringen, Franz Stephan, seit 1736 Gemahl der österreichischen Er¬
bin Maria Theresia, bekam Toskana (erledigt durch das Aussterben der Mediceer
1737). Der Kaiser überließ dem zweiten Sohne Philipps V. von Spanien, Don
Carlos, Neapel-Sizilien als spanische Sekundogenitur, d. h. es durfte nie mit
Spanien vereinigt werden; dagegen erhielt Osterreichdas nach dem Aussterben
der Farnese (1731) freigewordene Parma-Piacenza. — Die Pragmatische Sanktion
wurde auch von den bourbonischen Mächten anerkannt.
5. Der russisch-österreichische Türkenkrieg (1736—1739). Um sich
für die im Westen erlittenen Verluste zu entschädigen, nahm Österreich
an dem Türkenkrieg teil, den Rußland zur Wiedergewinnung Asows unter¬
nahm. Während aber die von dem tapferen M ü n n i ch, einem Deutschen,
befehligten Russen siegreich in der Krim vorrückten, wurden die nach Eugens
Tode (1736) schlecht geführten Österreicher von den Türken über die Donau