28 Die Griechen.
Kleinasiens entwickelte sich die hellenische Kultur früher und reicher als
im eigentlichen Hellas.
1. Die macedonisch-thracische Küste bildet nördlich vom Olymp den Ther-
maischen Busen. An der Westseite des Golfes lag die ionische Kolonie Pydna
(Schlacht 168); an der Ostseite erstreckte sich die „dreisingerige Halbinsel Chat-
kidike südwärts, deren südöstliche Spitze von dem fast 2000 m hohen Berg Athos
gebildet wird; er war im Altertum von den Seefahrern ebenso gefürchtet wie
das Kap Malea. Auf Chalkidike sind zu merken Olynth und Stagira (Ge-
burtsort des Philosophen Aristoteles). Im Mündungsgebiete des Flusses Stry-
mon lag das athenische A m p h i p ö l i s, wichtig wegen der benachbarten Gold-
gruben. A b d e r a, weiter östlich gelegen, stand im Rufe der Absonderlichkeit
(vgl. unser Schilda). — Zahlreiche hellenische Städte fanden sich am Hellespont,
an der Propontis und am Bosporus, z. B. Sestos, dem kleinasiatischen Abydos
gegenüber (Sage von Hero und Leander), und B Y z a n z.
2. Die Westküste Kleinasiens ist ebenfalls reich gegliedert und fruchtbar.
Kulturgeschichtlich merkwürdig ist die ehemalige Landschaft Troas (Ilms; Schlie-
manns Ausgrabungen). Südwärts reihte sich im Altertum eine blühende Stadt
an die andere. Wichtige Städte waren Milet (Vorort der kleinasiatischen
Griechen; Geburtsort des Thales), Ephesus (Tempel der Artemis) und
H a l i k a r n a ß (Grabmal des Mausölus).')
Die Bevölkerung Griechenlands.
Die vorgriechische Bevölkerung. Etwa bis zur Mitte des 2. Jahr-
taÜMds v. Chr. wurde Hellas mit Einschluß der griechischen Inselwelt
sowie der östlichen Küstengebiete des Ägäischen Meeres von nichtgriechischen
.-w Stämmen bewohnt (Seieger, Pelasge< Karer) 7 Ihrer Abstammung
und Sprache nach gehörten sie zur hethitischen Rasse.
b) Die eigentlichen Hellenen. Eine große Bölkerbewegnng um die
Mitte des 2. Jahrtausends führte dann n. a. auch die eigentlichen Hel-
lenen in ihre spätere Heimat. Man unterschied drei große Stämme, die
in geschichtlicher Zeit die Hauptbestandteile der griechischen Bevölkerung
ausmachten. Es waren dies 1. der achäisch-äolische in Thessalien, Mittel-
griechenland mit Ausnahme von Attika und Doris, sodann in Achaia,
Arkadien und Elis, ferner an der Nordwestküste Kleinasiens; 2. der ionisch-
attische in Attika, auf Euböa und den meisten Inseln des Ägäischen Meeres
sowie an der mittleren Westküste Kleinasiens; 3. der dorische im Pelo-
ponnes, soweit dieser nicht achäisch war, auf den südlichen Inseln des
Ägäischen Meeres und an der Südwestküste Kleinasiens.
Kleidung, Wohnung und Lebensweise. Dem wärmeren Klima entsprechend,
war die Kleidung der Hellenen einfacher als die unfrige. Man trug ein hemd¬
artiges Untergewand, häufig ohne Ärmel, darüber einen bauschigen Umwnrf.
Die Füße schützte man durch Sandalen, mitunter auch durch Schuhe; der Kopf
blieb bei den Männern in der Regel ganz frei und wurde nur bei den Frauen
gewöhnlich durch Hüte bedeckt. — Auch die Wohnung der Griechen verriet, daß
sie sich einem milderen, regenärmeren Himmelsstrich angepaßt hatte: der Mittel-