Full text: Die vorchristliche Kulturwelt (Hauptteil 1)

Das Perikleische Zeitalter. 67 
rufssoldateu ?c. 2c. und vor allem im Seehandel, da man wertvolle Schiffe 
nicht gerne Sklaven anvertraute. So wuchs der Reichtum in Athen. Selbst 
der im Gefolge des Reichtums auftretende Luxus hatte wenigstens die gute 
Seite, daß er vielfach Geld unter die Leute brachte. 
d) Kunst und Wissenschast im Perikleischen Zeitalter. 
Unter der Leitung des (Simon und des Perikles war Athen unbe- 
stritten der Mittelpunkt des hellenischen Kulturlebens. Deshalb nannte 
Perikles mit Recht Athen die „Bildungsschule Griechenlands". 
1. Die Baukunst. Infolge der reichen Geldmittel, die in Athen zusammen- 
flössen, blühte vor allem die Baukunst; besonders die Akropolis wurde zu einer 
Kunststätte ohnegleichen ausgestaltet. Ein Stufengang führte auf derWestseite durch 
den säulengeschmückten Torbau der Propyläen (im Dorischen Stil errichtet) 
zur künstlich geebneten und verbreiterten Burghöhe. Rechts vom Eingang zu 
den Propyläen stand auf einem Mauervorsprung der zierliche jonische Tempel 
der Nike. Weiter rückwärts erhoben sich rechts der dorische Prachtbau des Par- 
thenon1), wohl das berühmteste Heiligtum der Athene, links das reizende, im 
Jonischen Stil gehaltene Erechtheion, der Athene, dem Poseidon und dem Stamm- 
Heros Erechtheus geweiht. Zu Füßen der Burg lag das im Dorischen Stil er- 
baute Theseion (Theseustempel), ferner am Südwestabhange das Odeon, ein 
Rundgebäude für musikalische Ausführungen, und ihm gegenüber das Dionysos- 
theater, alle drei Bauwerke gut erhalten. Außerdem sind noch zu nennen ver- 
schiedene Gymnasien für körperliche und geistige Ausbildung, so das L Y c e u m 
und die Akademie. 
2. Tie Plastik. Noch in die Übergangszeit von der archaischen zur klassischen 
Periode gehören von Werken attischer Künstler die sog. Tyrannenmörder 
(Harmodius und Aristogiton); die Haltung der beiden Jünglinge, von denen der 
eine zum Schlag ausholt, der andere zur Deckung den Mantel vorhält, verrät 
feurige Entschlossenheit und lebendige Tatkraft. Den Höhepunkt der klassischen 
Plastik bezeichnen die Schöpfungen des P h i d i a s und seiner Schüler. Am 1430 
berühmtesten waren die Kolossalstatne der Athene Parthenos (im Innern des 
Parthenon), ans Goldblech und Elfenbeinplatten (über einem Holzkern) geformt, 
in rnhig-gemessener, feierlicher Haltung mit einer geflügelten Nike in der Rechten, 
dann der Zeus von Olympia, ebenfalls aus Gold und Elfenbein, mit Szepter 
und Nike, die erhabenste und weihevollste Darstellung des Göttervaters, ferner 
die eherne Athene Promächos (Vorkämpferin) in voller Rüstung, auf der Akro- 
polis freistehend und weithin sichtbar. Leider sind alle Originalwerke des 
Phidias verloren gegangen, so daß wir uns nur aus verschiedenen Nachbil- 
düngen eine Vorstellung machen können. 
Von außerattischen Kunstwerken sind noch teilweise archaisch in der 
Behandlung der Delphische Wagenlenker, die starr dastehende, lebensgroße 
Bronzefigur eines Jünglings im langen Gewände der Wagenlenker, und die 
*) Eine Nachbildung des Parthenon ist die von König Ludwig I. von Bayern bei 
Regensburg erbaute Walhalla. Ebenso ahmte Ludwig I. in den Bauten am Königs- 
platz in München (Propyläen, Glyptothek, Kunstausstellungsgebäude) den Dorischen, 
Jonischen und Korinthischen Stil nach. Die Korinthische Säule hat Basis und Gebälk 
wie die Jonische, aber ein prunkvolleres Kapitäl, meist mit akanthus-(bärenklau-)ähn- 
lichem Blätterwerk. 
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