Full text: Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden (H. 2)

Ludwig v. Bayern und Friedrich v. Österreich. — Karl IV. 105 
titel und die Regierungsgewalt verleihe. Der Reichstag zu Frankfurt 
desselben Jahres erweiterte die Beschlüsse des Rhenser Kurvereins, indem 
er dem Könige das Recht, den Kaisertitel zu führen, zuerkannte. Einer 
päpstlichen Bestätigung bedürfe er nicht. 
So standen die Kurfürsten einmütig zum Kaiser. Aber bald hatte sf£git 
er es mit ihnen verdorben. Schuld daran war seine Ländersucht. Die 9t£)f™Jn0 
Markgrafschaft Brandenburg gab er seinem Sohne, obschon er sie 
dem Könige Johann von Böhmen vor der Schlacht bei Mühldorf für 
seine Hilfe versprochen hatte. Nach dem Tode des letzten Grafen von 
Holland belehnte er seine eigne Gemahlin, die dessen Schwester war, 
mit jenen Ländern. Die Erbin von Kärnten und Tirol gab er 
seinem Sohne, dem Markgrafen Ludwig von Brandenburg, zur Gemahlin. 
Diese war aber bereits mit einem Sohne des Königs von Böhmen ver¬ 
heiratet. Der Kaiser erklärte diese Ehe für ungültig. Durch einen solchen 
Ubergriff in das kirchliche Gebiet verfeindete er sich mit dem Papste, wie 
die Ländersucht ihm den Unwillen der Kurfürsten zuzog. Der Papst 
verhängte über ihn den Kirchenbann, und die Kurfürsten erklärten ihn 
für abgesetzt und wählten Karl, den Sohn des Königs von Böhmen, 
an seine Stelle. Ludwigs plötzlicher Tod bewahrte Deutschland vor 
einem Bürgerkriege. Im Dome zu München liegt er begraben. 
Rückblick. Die Kaiser von Rudolf von Habsburg bis auf Ludwig IV. waren 
meist hervorragende Herrschernaturen. Ihre persönliche Tüchtigkeit, nicht die Macht 
ihres Hauses brachte sie auf den Thron. Bei allen Wahlen tritt das Bestreben der 
Kurfürsten zutage, die kaiserliche Macht einzuschränken und sich selbst möglich viele 
Vorteile zuzuwenden. Begreiflich finden wir demgegenüber das Bestreben der Kaiser, 
ihre Hausmacht zu vergrößern. Sie wollten, gestützt auf einen ansehnlichen Länder- 
besitz, gegen die Sonderbestrebungen der Kurfürsten ihrem eignen Willen Nachdruck 
verleihen. 
Karl IV. und seine Nachfolger*). 
1. Karl IV., 1347—1378, war der Sohn des Königs Johann von 
Böhmen und der Enkel des Kaisers Heinrich VII. Beim Antritt seiner 
Regierung stand er im Alter von 31 Jahren. An wissenschaftlicher Aus- 
bildung übertraf er die Fürsten seiner Zeit. Er hat seine eigne Lebens¬ 
beschreibung in lateinischer Sprache verfaßt. 
*) Stammtafel des Hauses Böhmen-Luxemburg. 
Heinrich VIl. von Luxemburg, 1308—1313. 
Johann, vermählt mit Elisabeth, 
der Enkelin Ottokars, 
König von Böhmen, 1' 1278. 
Karl IV., 1347—1378. Joh. Heinr. von Mähren. 
Wenzel. 1378-1400, f 1419. Sigismund. 1410-1487. "Jobst, v 1411. Prokop.^ 
Elisabeth 
verm. m. Albrecht II., 1438 —1439.
	        
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