Full text: Bilder aus der griechischen und römischen Sage und Geschichte, Römer und Germanen (H. 1)

46 Bilder aus der griechischen Sage und Geschichte. 
erfochten. Am Strande von Attika hatte König Xerxes auf goldnem 
Throne dem Untergang der griechischen Flotte zuschauen wollen. Nun 
sah er den Untergang seiner eignen Flotte, und Entsetzen erfaßte ihn. 
In größter Eile verließ er auf dem Landwege Hellas. Die beiden 
Brücken über den Hellespont fand er zertrümmert; ein Sturm hatte sie 
zerstört. So fuhr er zu Schiffe über die Meerenge und kehrte mit einem 
kleinen Häuflein der Seinigen nach Asien zurück. 
Der Sieger Themiftokles, der Held von Salamis, erntete hohen Ruhm in ganz 
Theimstokles. War doch der glänzende Sieg gegen den übermächtigen 
Gegner zunächst seiner Klugheit und Tatkraft zu danken! Die Spar- 
taner krönten ihn in ihrer Stadt mit Olivenkränzen, schenkten ihm den 
schönsten Wagen, der in Sparta zu finden war, und ließen ihn von drei- 
hundert Rittern feierlich bis zur Grenze zurückbegleiten. Als der Held 
bald darauf bei den Kampffpielen in Olympia erschien, erhoben sich alle 
Griechen von ihren Sitzplätzen, um ihren Befreier zu ehren. Themiftokles 
war tief gerührt und sprach: „Nun ernte ich den Lohn aller Anstren- 
gungen für Griechenland!" 
Das Ende des Aber auch er erfuhr den Undank seiner Mitbürger wie Miltiades. 
Thennstokles. beschuldigte ihn, daß er dem Perserkönige Ratschläge zur Unter- 
werfung Griechenlands gegeben habe. Griechische Schriftsteller erzählen, 
er habe vor der Schlacht bei Salamis einen Boten an Xerxes gesandt, 
der diesen zum Angriff bereden sollte; da die Griechen uneinig seien, 
könne er sie leicht besiegen. Das klingt sehr unwahrscheinlich. Aber 
seine Gegner fanden Glauben, und Themiftokles wurde verbannt. Er 
floh aus Griechenland und suchte Schutz im Persischen Reiche. Der Sohn 
des Perserkönigs, den er bei Salamis besiegt hatte, nahm den tapfern 
Gegner gütig auf und wies ihm die Einkünfte dreier Städte in Klein- 
asien zum Lebensunterhalt an. Zu Magnesia in Kleinasien, auf per- 
sifchem Boden, starb er, hochgeehrt von seinen einstigen Feinden. 
2. Der Angriffskrieg der Griechen. 
Ende der Nunmehr wagten die Griechen, den Feind in seinem eignen Lande 
petferfncgc. Eine griechische Flotte vertrieb die Perser, die noch Mittel- 
griechenland besetzt hielten, aus Thrazien, von den Küsten des Agäischen 
Meeres und der Propontis. Mit dem glänzenden Siege des Cimon bei 
449. Salamis auf der Insel Cypern hörten die Perserkriege ohne förmlichen 
Friedensschluß auf. Kein persisches Landheer betrat mehr die Küstenstädte 
Kleinasiens; kein persisches Schiff zeigte sich mehr im Ägäischen Meere. 
Bedeiitunc, ©0 hatte das kleine griechische Volk in tapferm Kampfe nicht nur 
Wege, feine Freiheit gerettet, fondern auch die Anfänge der euro- 
päifchen Kultur vor dem Untergange bewahrt. Es hat dadurch 
bewiesen, was Vaterlandsliebe und Mannesmut selbst den größten 
Gefahren gegenüber vermögen.
	        
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