Full text: Mit einem Anhang von 79 Bildern und 9 Karten in Farbendruck (Teil 2 = Oberstufe, Kl. III - I)

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B. Vom Westfälischen Frieden bis zur ©egentoart. 
Karl war mit einem größeren Heere nach Orleans geeilt, hatte diese 
Stadt durch mehrere Schlachten erobert und die französische Loire-Armee 
zersprengt. Als die Zersprengten sich im Westen wieder sammelten und 
verstärkten, marschierte er dorthin und vernichtete sie bei Le Mans 
1871 (10.—12. Januar). Acht Tage später schlug General Goeben, der 
jetzt an Manteuffels Stelle den Oberbefehl führte (s. u.), den Feind bei 
St. Quentin. Damit waren alle Versuche, Paris zu entsetzen, ge- 
scheitert,- deshalb erbaten und erhielten die Franzosen schon nach wenigen 
Tagen einen Waffenstillstand (s. it.). 
Weil auf dem südöstlichen Kriegsschauplätze noch keine Ent¬ 
scheidung erfolgt war, blieb dieser von dem Waffenstillstände ausge- 
schloffen. Gegen Weihnachten war Bourbaki mit einem Teile der zer- 
sprengten Loire-Armee aufgebrochen, um das von Werder belagerte 
B elf ort zu entsetzen, die deutschen Heere vom Rhein abzuschneiden und, 
wenn möglich, in Süddeutschland einzudringen. Werder gab deshalb 
Dijon auf, zog sich auf Belfort zurück und erwartete den Angriff, ohne 
die Belagerung dieser in seinem Rücken liegenden Festung aufzuheben, 
in fester Stellung am Bache Lisaine. Drei Tage lang (15. bis 
17. Januar) rangen hier 45000 Deutsche gegen 150000 Franzosen! 
Dies war nach König Wilhelms Zeugnis „eine der größten Waffentaten 
aller Zeiten". Bourbaki gab den Angriff auf und zog sich nach Besancon 
zurück, weil er erfuhr, daß ihm von Norden her Gefahr drohe. Das 
deutsche Hauptquartier hatte nämlich Werders bedrohte Stellung recht¬ 
zeitig erkannt und ihm deshalb Anfang Januar General Mantenffel 
mit einem Heere zu Hilfe geschickt. Als dieser unterwegs von Werders 
Siege an der Lisaine erfuhr, beschloß er, Bourbaki den Rückzug uach 
Westen und nach Süden abzuschneiden. Es gelang. Das französische 
Heer überschritt, um nicht in deutsche Gefangenschaft zu geraten, die 
Schweizer Grenze, wo es entwaffnet wurde. Jetzt trat auch hier 
Waffenruhe ein; bald nachher zogen die deutschen Truppen in Bel¬ 
fort ein. 
d) Belagerung von Paris; Friede. Die Belagerung der Stadt 
Paris wurde von Anfang an mit Eifer betrieben- etwa 300000 
deutsche Krieger hatten sich um die Stadt verschanzt. Sobald die 
schweren Belagerungsgeschütze und der dazugehörige Schießbedarf ein- 
getroffen waren, wurde Paris einen Monat lang beschoffen. Zu dieser 
Gefahr gesellte sich in der Stadt bald der Mangel an Gas, Holz, Kohlen 
uud an Nahrungsmitteln. Nicht allein Pferde, Hunde, Katzen und 
Ratten, sondern auch die Tiere des Zoologischen Gartens wurden verzehrt. 
Wiederholte Ausfallversuche wurden von den Deutschen zurückgeschlagen.
	        
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