12. Vorboten einer neuen Zeit.
65
übriggebliebenen Begleiter setzten dann die Reise um das Kap der guten
Hoffnung fort und gelangten endlich glücklich nach Spanien zurück. Da-
mit war die erste Reise um die Welt (1519—1522) gelungen,- erst
nach fünfzig Jahren umsegelte der Engländer Drake (spr. Dreek!) die
Erde zum zweitenmal.
f) Die Folgen dieser Entdeckungen sind unberechenbar. Der
christlichen Mission eröffnete sich ein großes Arbeitsfeld. Natur-, Erd-
und Völkerkunde sowie die Sprachwissenschaft fanden eine neue Welt
für ihre Untersuchungen. Für das tägliche Leben erhielten die Euro-
päer dort wichtige Rahruugs-, Genuß- und Heilmittel. Kartoffel, Mais,
Tabak, Chinarinde und Petroleum sind die fünf wichtigsten Geschenke
Amerikas an die Alte Welt. Wer in Europa nicht mehr genügenden
Raum fand oder sich der religiösen Verfolgung oder dem Druck seines
Grundherrn entziehen wollte, dem bot Amerika eine willkommene Zu-
flucht. Das europäische Gewerbe fand in der Neuen Welt ein weites
Absatzgebiet. Der Handel wurde in neue Bahnen gelenkt,- hatte bisher
das Mittelmeer den größten Schiffsverkehr gehabt, so wurde jetzt der
Atlantische Ozean die belebteste Wasserstraße. Die an den Entdeckungen
teilnehmenden Länder, Portugal, Spanien, die Niederlande und
England, wurden Mittelpunkte des Verkehrs sowie Sitze des Reich-
tums und der Macht. Spanische Silberflotten trugen jährlich unermeß-
liche Schätze an edlen Metallen in die Heimat, die aber dem Mutterlande
nicht zum Segen gereichten, sondern Trägheit und Üppigkeit beförderten,
Bergwerke und Ackerbau daheim in Verfall geraten ließen. Der Wert
des Geldes sank bedeutend. Auch die Eingeborenen Amerikas hatten von
der Entdeckung zunächst keinen Segen. Sie mußten sich von ihren neuen
Herren manche Unbill gefallen lassen und wurden von ihnen zu harter
Arbeit auf dem Felde oder in den Bergwerken gezwungen, welche die
Kräfte ihres Körpers überstieg. Deshalb gab ein spanischer Bischof den
Rat, die weit kräftigeren Neger von der Westküste Afrikas herüberzu-
holen und sie statt der Indianer zu benutzen; der menschenfreundliche
Vorschlag führte aber, ohne die Ausrottung der Indianer aufzuhalten,
zu einer unglaublichen Ausdehnung des schändlichen Sklavenhandels, der
bis in unsere Zeit gewährt hat.
3. Neue Blüte der Wissenschaft und Kunst.
a) Die Wissenschaft. Im 14. Jahrhundert wandten sich Italiener
mit Vorliebe den alten griechischen und römischen Schriften zu. Noch
mehr geschah dies, als griechische Gelehrte nach der Eroberung ihrer
Heimat durch die Türken mit den Schätzen des Altertums nach Italien
flüchteten. Die alten Handschriften wurden abgeschrieben und durch den
Hoffmeyer—Hering—Dielmann, Geschichte. II. Teil. 5