Full text: Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden (H. 2)

Außerdeutsche Länder im 16. Jahrhundert. 
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Wissenschaft — Aberglaube. 
Fortschritte in der Erkenntnis der Natur. Von den Gelehrten wurde 
seit der Entdeckung Amerikas das Studium der Natur mehr als bisher 
betrieben. Große Fortschritte machte die Sternkunde. Kopernikus, ein 
Deutscher aus Thorn, ein Zeitgenosse Luthers, entdeckte, daß die Erde mit 
den übrigen Planeten sich um die Sonne bewegt. Seine Berechnungen 
dienten dem Gregorianischen Kalender als Grundlage. Kepler, ein 
Schwabe, fand die Gesetze, nach denen die Planeten sich um die Sonne 
bewegen (um 1600). Der Italiener Galilei (um 1600) verteidigte die Lehre 
des Kopernikns und erweiterte die Kenntnis des Himmels mit Hilfe des von 
ihm (und gleichzeitig in Holland) erfundenen Fernrohrs (Jupitermonde. Saturn- 
ring. Sonnenflecke). („Und sie bewegt sich doch!") 
Der Aberglaube. Trotz der zunehmenden Bildung blühten Stern- 
deuterei. Goldmachern und Zauberei neu auf. Der Abenteurer und 
Zauberer Doktor Faust, ein Zeitgenosse Luthers, wurde zum Mittelpunkt 
der deutschen Zaubersage. 
Hexenverfolgungen. Seit dem 13. Jahrhundert verbreitete sich der Glaube, daß 
in Natur und Menschenleben satanische Mächte eingreifen könnten. So behauptete 
man z. B., daß die Mitglieder der Sekten mit dem Teufel im Bunde ständen und alle 
erdenklichen Greuel verübten. Den Bettelmönchen, denen die Inquisition übertragen 
war, gelang es auch, mit Hilfe der Folter die unglaublichsten Geständnisse zu erpressen. 
Durch Predigt und Schrift verbreitete man die Teufels- und Spukgeschichten unter 
dem Volke. Seit etwa 1470 begann man auch in deutschen Landen nach Hexen zu 
forschen (d. h. nach Leuten-, die mit dem Teufel ein Bündnis geschlossen hätten) und 
sie einzeln oder scharenweise zu verbrennen. Eine Hexe hatte die Bündnisurkunde 
angeblich mit ihrem Blute unterschrieben. Mit ihresgleichen feierte sie den Hexen- 
sab bat, und einmal im Jahre, in der Walpurgisnacht, fuhr sie durch die Luft nach 
dem Brocken, wo die Festversammlung aller Heren und Hexenmeister stattfand. — Als 
Vorwand zur Anklage wegen Hexerei konnte irgendeine Kleinigkeit dienen. Es wurde 
eigens ein Buch verfaßt, der Hexenhammer, das Anweisungen über die Hexenprozesse 
enthielt. Mehrere Jahrhunderte — an Stellen über 1700 hinaus — haben die Völker 
(auch viele Gelehrte und Gebildete) an dem Hexenwahn festgehalten, und zwar 
in protestantischen sowohl wie in katholischen Ländern. Tausende von unschuldigen 
Mädchen und Frauen sind auf dem Scheiterhaüfen eines elenden Todes gestorben. 
6. Außerdeutsche Länder im 16. Jahrhundert. 
1. Frankreich. Religionskriege. Von der Schweiz kam die reformierte 
Lehre nach Frankreich und verbreitete sich rasch. Ihre Bekenner, die Huge- 
notten (d. i. Eidgenossen), wurden von den französischen Königen verfolgt, 
die gleichzeitig die Protestanten in Deutschland um politischer Vorteile willen 
begünstigten (Moritz von Sachsen.) Trotzdem fand die reformierte Lehre auch 
in dem französischen Adel viele Anhänger. Die Bourbonen, ein Seitenzweig 
des königlichen Hauses Valois, standen an der Spitze der Hugenotten, während 
ihre Nebenbuhler am königlichen Hofe, die Guisen, die Führung der katholischen 
Partei übernahmen. In die Zeit Karls IX., der unter der Vormundschaft 
seiner Mutter Katharina von Medici stand, fällt der Anfang der blutigen 
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