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Die Neue Zeit.
Hugenottenkriege, die mit Unterbrechungen dreißig Jahre wüteten. Eng-
land unterstützte die hugenottische, Spanien die katholische Partei, und von beiden
Parteien ließen sich Deutsche und Schweizer als Söldner anwerben. Nach mehr-
jährigen Kämpfen wurde Friede geschlossen. Doch brach der Krieg von neuem aus
infolge der Pariser Bluthochzeit i. I. 157*2, Die Mutter des Königs betrieb
durch die Vermählung ihrer Tochter mit dem Bonrbonen Heinrich von Navarra
scheinbar die Aussöhnung der Parteien; aber nachdem auf den Admiral Coligny,
einen der Führer der Hugenotten, der auf den jungen König großen Einfluß hatte,'
ein vergeblicher Mordanschlag gemacht worden war, ließ sie aus Furcht vor der
1572. Rache der Hugenotten in der Bartholomäusnacht (23. zum 24. August)
ein furchtbares Blutbad unter ihnen anrichten. Etwa zweitausend Hugenotten,
darunter Coliguy, fielen durch Mörderhand. Der König selbst schoß aus dem
Fenster seines Palastes auf fliehende Protestanten. Heinrich von Navarra rettete
sich nur durch eiligen Übertritt zur katholischen Kirche. In andern Städten
Frankreichs wurde das Beispiel der Hauptstadt nachgeahmt; aber die Hugenotten,
weit entfernt, sich einschüchtern zu lassen, leisteten nur um so kräftigeren Wider-
stand. Ihr Führer war Heinrich von Navarra, der wieder Protestant geworden
war.^ Bon Gewissensbissen gequält, starb Karl IX. Unter seinem schwachen
Nachfolger dauerten die Kämpfe fort. Mit dessen Tode erlosch das Haus Valois,
und Heinrich von Navarra bestieg den Thron.
Heinrich IV., der erste König aus dem Hause Bourbon, hatte anfangs
die katholische Mehrheit des Volkes gegen sich, aber siegreich rückte er vor Paris
und belagerte es. Um dem Blutvergießen ein Ende zu machen, trat er nun
wirklich zum Katholizismus über— „Paris ist wohl eine Messe wert," soller
gesagt haben. Die Hauptstadt öffnete ihm jetzt die Tove, und dauernder Friede
trat ein. Der König blieb ein Freund seiner früheren Glaubensgenossen und sicherte
1598. ihnen durch das Edikt von Nantes 1598 Religionsfreiheit und staatliche
Rechte. Unter seiner segensreichen Regierung erlangte das Volk seinen früheren
Wohlstand wieder. Das Wort: „Ich hoffe es noch so weit zu bringen, daß
jeder Bauer Sonntags sein Huhn im Topse hat," kennzeichnet sein Streben. Der
Dolch eines Meuchelmörders raffte ihn hinweg. Die streng katholische Partei
hatte ihm das Edikt von Nantes nicht verzeihen können.
2. England und Schottland. Der englische König Heinrich VIII. aus
dem Hause Tudor trieb theologische Studien, schrieb sogar eine Streitschrift
gegen Luther. Dieser fertigte ihn in einer Gegenschrift so derb ab, daß ihm
die Lust zur Weiterführung des Kampfes verging. Der Papst aber verlieh
ihm den Ehrentitel: „Verteidiger des Glaubens". Das gute Einvernehmen hörte
auf, als sich der Papst weigerte, ihn von seiner Gemahlin Katharina zu scheiden.
Heinrich ließ durch den Erzbischof Cranmer die Ehe für ungültig erklären,
heiratete die Hofdame Anna Boleyn, sagte sich vom Papste los und trat selber
als Oberhaupt der englischen Kirche auf. Die Lehren der englischen Staats-
kirche sind zur Hauptsache protestantisch, manche Gebräuche beim Gottesdienst aber
erinnern an den Katholizismus. Die Klöster wurden gewaltsam ausgehoben,
ihre Einkünfte vom Staat eingezogen. Die Reformation in England unterschied
sich wesentlich von der in Deutschland. Hier ging sie in den allermeisten
Gegenden vom Volke aus, dort erfolgte sie durch Machtspruch von feiten des