Full text: Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden (H. 2)

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Die Neue Zeit. 
machte die zweite Erdumsegelung; er hat die Kartoffel wenn auch nicht zuerst 
nach Europa gebracht, so doch hier bekannter gemacht. Die Ansiedluug Virginien 
(d.h. Jungfrauenland) in Nordamerika und die Erwerbungen der Ostindischen 
Handelsgesellschaft bildeten die Anfänge von Englands auswärtigen 
Besitzungen. 
Die letzten Jahre der „jungfräulichen Königin" waren durch Schwermut 
verdüstert. Die Erinnerung an Maria Stuart ließ sie nicht zur Ruhe kommen. 
Ein Denkmal der damaligen geistigen Bildung Englands sind die Werke 
Shakespeares, des größten englischen Dramendichters. 
3. Spanien und die Niederlande. Philipp II., seit 1556 König von 
Spanien, hieft sich, unähnlich seinem Vater, ernst und verschlossen innerhalb 
der Mauern seiner Schlösser und leitete von da aus die Geschicke seines weiten 
Reiches. Das in der Mitte des Landes, aber in ungünstiger Gegend gelegene 
Madrid machte er zur Hauptstadt. Seine Lebensziele waren die Befestigung 
seiner Macht und die Alleinherrschaft des Katholizismus. In Spanien gelang 
die Ausrottung des Protestautismus der vom römischen Stuhle unterstützten 
Inquisition, die bis ins 18. Jahrhundert tätig gewesen ist und durch ihre 
Autodafes (wörtlich: Handlungen des Glanbens) viele Taufende dahingerafft 
hat. Dagegen ging der nördliche Teil der Niederlande durch die Maßregeln 
Philipps der spanischen Herrschaft verloren. 
Freiheitskampf der Niederlande. Die Niederlande waren durch 
die Fruchtbarkeit des Bodens, die günstige Lage und die Betriebsamkeit der 
Bewohner der gesegnetste Landstrich Europas. Mit wachsendem Groll sah die 
freiheitsliebende Bevölkerung, wie das Land mit spanischen Soldaten belegt, wie 
die ständischen Rechte (Bewilligung von Stenern und Truppen) verletzt, die 
Bistümer vermehrt und alle protestantischen Regungen unterdrückt wurden. 
Auch die Statthalterin Margareta von Parma, eine Halbschwester Philipps, 
konnte trotz ihrer Beliebtheit die Bewegung nicht eindämmen. Die Unterstatt- 
Halter der Provinzen, unter denen der Prinz Wilhelm von Oranien, die 
Grafen Egmont und Hoorn hervorragten, standen auf der Seite des Volkes. 
Als mehrere hundert Adlige vor dem Schloß in Brüssel erschienen, um eine 
Bittschrift zu überreichen, sagte ein Höfling auf Französisch zu der erschreckten 
Statthalterin: „Das ist nur ein Haufe von Bettlern" (gueux). Die Nieder¬ 
länder griffen das Schmähwort auf und nannten sich selbst in dem Bunde, den 
sie nun miteinander schlössen, Geusen. 
Der Aufruhr kam zum Ausbruch und äußerte sich an vielen Orten in 
Zerstörung der Heiligenbilder. Nach der Ankunft des gefürchteten Herzogs 
von Alba, der mit Heeresmacht zur Unterwerfung des Landes eintraf, verließ 
die Statthalterin das Land. Die Häupter der Grafen Egmont und Hoorn 
fielen zu Brüssel auf dem Blutgerüst. (Goethe: Egmont.) Außer ihnen wurden 
Taufende die Opfer des von Alba eingesetzten Rats der Unruhen. Der 
vorsichtige Orauieu war rechtzeitig entkommen und machte von Deutschland aus 
Einfälle ins Land. Überall loderte der Aufruhr empor. Auf beiden Seiten 
wurde mit der größten Tapferkeit und Erbitterung gekämpft. Weder Alba 
noch seinen Nachfolgern gelang es, den Aufstand niederzuzwingen. Während 
die südlichen, katholischen Provinzen (Belgien) spanisch blieben, schloffen die 
1579. sieben nördlichen 1579 die Utrechter Union und sagten sich von der
	        
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