Römische Kultureinflüsse.
Haaren die Bäume, aus beut Blute das Meer, aus dem Schädel den Himmel, an
den er Funken aus Muspelheim als große unb kleine Lichter setzte, uub aus dem
Gehirn die Wolken. Das erste Menschenpaar machte er aus zwei Bäumen.
Aufbau. Die Erde, Midgard, ist eine Scheibe- Um sie herum stießt das
Meer, in dem sich die Midgardschlange wälzt. Unter der Erde liegt das öde
Nebelheim, das Reich der Todesgöttin Hel. Oben im blauen Himmel haben die
Asen (Götter) ihre Stadt, Asgard, in die von Midgard aus die Brücke Bifröst
(Milchstraße) hinaufführt. Den Zugang zur Brücke bewacht der Gott Heim da IL
Der ganze Weltenbau wird getragen von der ungeheuren Wellesche Aggdrasil, die
ihre Wurzeln bis Nebelheim, ihre Wipfel nach Asgard erstreckt. An dem Lebensborne,
der unter ihren Wurzeln quillt, sitzen die drei Nomen. Sie begießen die Weltesche
und spinnen dem Menschen die Schicksalsfäden.
Untergang („Götterdämmerung"). Da das Böse auch unter den Göttern
mächtig geworden ist (Baldurs Tod), müssen sie untergehen. Eine Zeit bricht herein,
in der alle Ordnung im Menschenleben uud in der Natur aufhört; ein Winter kommt,
der drei Jahre dauert; die Sonne verfinstert sich, und die Erde bebt. Dann kommen
die Midgardschlange, Sott, der Fenriswols, die Riesen, Hel mit ihrem ganzen Gefolge,
um gegen die Götter zu kämpfen. Heimdall stößt iu das Giallarhorn und ruft die
Götter zur Schlacht. Allen voran schreitet Wodan in strahlendem Goldhelm. Die
Feinde stürmen über die Brücke, die krachend zusammenbricht, und dringen in Asgard
ein. Ein furchtbarer Kampf entbrennt, in dem alle fallen, Götter wie Ungeheuer.
Surtur, der Anführer der Feuerriesen, bleibt allein übrig. Er schleudert Feuer über
die ganze Welt, die prasselnd zusammenstürzt.
Aus den Trümmern wird eine neue, schönere Welt erstehen. Auch Menschen
werden wiederkehren und ein Leben in Unschuld und Seligkeit führen; ein mäch¬
tigerer, unbenannter Gott wird Götter und Menfchen und die ganze Welt beherrschen
und neue, heilige Ordnungen einsetzen.
5. Römische Kullureinflüsse.
1. Friedlicher Berkehr zwischen Germanen und Römern. Schon seit
Casars Zeit pflegten tatendurstige germanische Krieger als Söldner in rö-
mische Dienste zu treten. Sie trugen in ihre Heimat die Kunde von dem
verfeinerten Leben und den Einrichtungen der Römer und der Griechen.
Der Verkehr mehrte sich, als die Römer an den beiden Grenzflüssen und
in deren Nähe feste Plätze anlegten: Straßburg, Speyer, Worms, Mainz,
Koblenz, Bonn, Cöln; Aachen, Trier; Augsburg, Regensburg, Wien u. a.
Kaufleute gingen herüber und hinüber; nach Germanien brachten sie Kleider-
ftoffe, Geräte, Schmucksachen und Wein und tauschten dafür Vieh, Pelze,
Feldfrüchte, Bernstein, auch blonde Haare für die römischen Damen ein;
dabei lernten die Germanen das Geld kennen, den Weinbau, der am Rhein
und an der Mosel eingeführt wurde, und mancherlei Verbesserungen der
Lebenseinrichtungen (Nahrung, Kleidung, Wohnung).
Römisches Kulturleben entfaltete sich in dem vom Rheine, der Donau
uud dem Pfahlgraben eingeschlossenen Zehntlande, wo unter römischer
Herrschaft Germanen, Kelten und Römer friedlich nebeneinander wohnten.
Den Einwanderern wurde das Ackerland gegen die Abgabe des Zehnten
überlassen.