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Das Mittelalter.
Hindernis in den Weg. — Editha starb in der Blüte ihrer Jahre und wurde
vom ganzen Volke tief betrauert. In vielen Sagen lebte ihr Andenken fort.
4. Adelheid. Graf Berengar von Jvrea hatte sich in Italien zum
König aufgeworfen und suchte die junge Witwe des vorigen Königs.
Adelheid, zu bewegen, seinen Sohn zu heiraten. Sie weigerte sich stand-
Haft, auch als sie von Berengar gefangen gehalten wurde. Aus ihrem Kerker
am Gardafee entkam sie unter mancherlei Abenteuern auf die Burg Ca-
nossa. Von hier aus bot sie dem deutschen Könige Hand und Erbe an.
Otto zögerte nicht, ging mit einem Heer über die Alpen, nahm Oberitalien
in Besitz und vermählte sich mit Adelheid. In ihrer neuen Heimat gewann
sie schnell die Herzen der Sachsen und stand ihrem Gemahl treu zur Seite. —
Berengar erhielt Italien als Lehen.
5. Neue Kämpfe. Während Otto neue Ausstände zu bekämpfen hatte,
drangen die Magyaren noch einmal über die Grenzen. Sie überschwemmten
Bayeru und belagerten Augsburg. Unter der Führung des Bischofs
Udalrich^hielten die Bürger tapfer stand, bis Otto mit dem Aufgebot der
Bayeru, Schwaben, Franken, Böhmen herankam. Nachdem sich das Heer
durch Gebet und Abendmahl geweiht hatte, zog es in die Schlacht. Auf
955. dem Lechfelde wurden die Ungarn völlig besiegt. Sie gaben dann ihre
Raubzüge auf. Um das Jahr 1000 wurden sie ein christliches Volk.
965. Otto teilte 965 die im Laufe der Zeit erkämpften Elblünder in drei
Marken (Markgrafschaften): die Nordmark (später Altmark), die Sächsische
Ostmark (Lausitz) und die Mark Meißen.
Auch die Bayrische Ostmark (Österreich) wurde wieder ausgerichtet.
962. 6. Die Kaiserkrönung. 962 zog Otto mit seiner Gemahlin und großer
Heeresmacht über die Alpen, um Berengar, der die Lehnshoheit ab-
geschüttelt hatte, zu strafen. _ Ohne Widerstand siel ihm das Land zu. In
Rom empfing er bie römische Kaiserkrone, die von nun an mit der
Königskrone von Deutschland und Italien vereinigt blieb. Der Beherrscher
des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation erschien als
der höchste weltliche Machthaber der Christenheit. — Auf diesem
Römerzuge wurden die Angehörigen der einzelnen Stämme zum erstenmal
mit dem gemeinsamen Namen „Deutsche" bezeichnet.
Die deutschen Könige führten den Titel „Kaiser", sobald sie in Rom vom Papste
gekrönt waren. Als Aufgaben und Rechte des Kaisers galten die Erhaltung des
Weltfriedens, der Schutz der Kirche, die Bestätigung der Papstwahl und die Aus¬
breitung des Christentums. — So mehrte sich der Glanz der deutschen Krone. Von
jetzt an richteten die meisten deutschen Kaiser ihre Blicke mehr auf Italien als auf
eticne Sanfe' ^icr dehnten Herzöge, Grafen, Erzbischöse usw. ihre Macht aus,
schwächten das Bewußtsein der Einheit des Reiches und legten den Grund zur
späteren Kleinstaaterei. Die Ausbreitung des Deutschtums gegen Osten und Norden
konnte nicht mit der erforderlichen Kraft betrieben werden.
i. Die Bildung. Durch die Verbindung mit Italien wurde die Lust
am Lateinischen in Deutschland neu belebt. Schon schrieb fast niemand