Die germanische Urzeit.
1. Land und Volksstämme.
1. Das Land. Das Gebiet von den Vogeseu, der Maas und der Scheide
bis zur Weichsel und zum Pregel und von der Donau bis zum Skagerrak
nebst dem größten Teil der Skandinavischen Halbinsel war von den ger-
manischen Stämmen bewohnt.
Den Römern machte das Land einen sehr unwirtlichen Eindrucks
Tacitus saud es „voll von Wäldern und Sümpfen". In den ausgedehnten
Urwäldern bot sich dem Jäger reichliche Gelegenheit zu Kämpfen gegen
Auerochsen, Elentiere, Wölfe und Bären. Doch gab es auch gutes Acker-
und Weideland in fruchtbaren Ebenen uud an den Abhängen der Gebirge.
2. Die Volksstämme. Die Germanen gehören zur indogermanischen
oder arischen Völkerfamilie. Zwischen den einzelnen Stämmen, die im Alter-
tum das deutsche Land bewohnten, bestand kein staatliches Band; sie be-
zeichneten sich nicht einmal mit einem gemeinsamen Namen. Doch fühlten
sie sich als ein durch Sprache, Sitte und Religion zusammengehöriges Ganze.
Den Namen „Germanen" (b. h. Nachbarn?) hörten die Römer beut den
Galliern, ber Name „Deutsche" kam erst im 12. Jahrhundert allgemein in
Gebrauch. Das Wort „deutsch" ist entstanden aus diotisk, volkstümlich (von
cliot, Volk). Zuerst wurde die Volkssprache im Gegensatz zur lateinischen so
genannt, dann die Bezeichnung auf das Volk selbst übertragen.
Unter den Stämmen sinb folgenbe bie wichtigsten:
Die Norbgermanen in Skandinavien und in dem jetzigen Dänemark.
Die Ostgermanen: Goten, Burgunder, Vandalen — östlich von
der Oder.
Die Westgermanen: die Semnonen im heutigen Brandenburg, die
Langobarden zwischen Elbe und Aller, die Hermunduren im späteren
Thüringen, die Markomannen in Böhmen (zusammen als snevischeStämme
bezeichnet), Cimbern, Angeln, Teutonen, Sachsen auf der Cimbrischen
Halbinsel, die Friesen an der Nordseeküste und auf den Inseln, die Ba-
taver im Rheindelta, die Sigambern rechts vom Mittelrhein (an der Sieg),
die Cherusker an der mittleren Weser, die Kotten im späteren Hessen.
2. Zustände und Einrichtungen.
1. Außere Erscheinung. Den Römern erregte der Anblick der hoch-
gewachsenen Germanen mit den feurigen blauen Augen und dem schönen
blonden Haare Neid und Bewunderung. Zur Kleidung verwendete man ein-
fache Gewänder aus Wolle oder Linnen, die die Arme freiließen, und
Tierfelle. Als Schmucksachen wnrden silberne und goldene Spangen, Hals-
und Armringe getragen.