Contents: Geschichte des Altertums (Teil 1)

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Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum. 
Mädchens mit einem Wasierkruge, und kam zu dem Palast des Königs, in welchem 
alles von Gold und Silber strahlte. Flehend warf er sich zu den Füßen 
der Königin Arete, welche mit Spinnen beschäftigt neben dem Könige am 
Herde saß, bat sie, ihn in sein Vaterland zurückzusenden, und setzte sich dann als 
Schutzflehender auf den Herd, um der Antwort zu harren. Da nahm ihn 
der König freundlich bei der Hand und führte ihn zu einem prachtvollen 
Seffel. Eine Magd goß dem Gaste aus goldener Kanne Wasser über die 
Hände in ein silbernes Waschbecken, und nun griff Odysseus nach den vor¬ 
gesetzten Speisen. 
Am folgenden Tage wurden ihm zu Ehren festliche Spiele angeordnet,, 
die mit einem glänzenden Mahle schloffen. Bei demselben pries ein Sänger 
die Thaten der Helden vor Troja, die Erbauung des hölzernen Rosses und 
den traurigen Fall der Stadt. Odysseus hörte verwundert zu, als auch seiner 
nach Verdienst gedacht wurde, ohne daß jemand seine Anwesenheit ahnte. 
Endlich zu Thränen gerührt und nach der Ursache derselben befragt, erzählte 
Odysseus den staunenden Zuhörern seine Herkunft und seine vielfachen Aben¬ 
teuer, die er seit seiner Abfahrt von Troja bestanden habe. Die Phäaken, 
über welche Alkinoos gebot, waren ein ruderliebendes Volk und hatten schon 
manchen verschlagenen Fremdling wohlbehalten auf ihren wunderbaren, steuer¬ 
losen Schiffen in die Heimat zurückgeführt. Auch dem Odysseus versprachen 
sie ihre Hilfe. Alkinoos schenkte dem berühmten Gaste kostbare Gewänder 
und andere wertvolle Sachen. Am folgenden Tage wurden alle Geschenke 
auf das Schiff gebracht, und nach einem festlichen Mahle fuhr Odysseus, ge¬ 
leitet von den Phäaken, seiner Heimat zu. 
Landung auf Jthaka. Bald nach der Abfahrt von Scherte war 
Odysseus auf dem Schiffe eingeschlafen und merkte deshalb nicht, als man in 
Jthaka landete. Sanft trugen die Ruderer den Schlafenden an das Land, legten 
die Geschenke der Phäaken neben ihn und fuhren wieder heim. Als der Held er¬ 
wachte und sich allein fand, glaubte er hintergangen zu sein; er erkannte die Heimat 
nicht, die in dichtem Nebel vor ihm lag. Da trat seine Beschützerin, die Göttin 
Athene, in Gestalt eines Hirtenknaben zu ihm, entfernte den Nebel, und nun 
erkannte der Held das heimatliche Land. Seine Schätze verbarg die Göttin 
in einer nahen Grotte und erzählte ihm darnach von feiner getreuen Gattin 
Penelope und dem Frevel der Freier, welche in seinem Palaste sein Gut ver¬ 
zehrten. Hundert Freier hätten schon um Penelope geworben, aber die treue 
Gefährtin, noch immer an der Rückkehr des Gemahls nicht verzweifelnd, habe 
sich Bedenkzeit ausgebeten, bis sie ein großes Gewand fertig gewoben, in der 
Nacht habe sie dann unbemerkt wieder aufgezogen, was sie am Tage vollendet 
hatte. Telemach aber, sein Sohn, sei noch zu jung, um die Unbilden der 
Freier zu rächen. 
Odysseus bei Eumäos. Die Göttin verabredete nun mit Odysseus 
die Art und Weise, wie er Rache an den Freiern nehmen könne, und riet 
ihm, zu Eumäos, dem göttlichen Sauhirten, seinem treuesten Diener zu 
gehen. Damit er zunächst noch unerkannt blieb, verwandelte die Göttin ihren 
Schützling in einen armen, alten Bettler mit triefenden Augen, runzeligem 
Gesichte und schlotternden Gliedern, der in Lumpen gehüllt war und einen 
geflickten Ranzen mit geflochtenem Tragband trug.
	        
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