Full text: Deutsche Geschichte bis zur Gegenwart mit Einschluß der wichtigsten Kapitel aus der allgemeinen Weltgeschichte und mit Belehrungen aus der Staatskunde (Teil 3)

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Die Neuzeit. 
Reichsdeputationshauptschluß 1803 erhielt der preußische Staat reich- 
,,,Ent- glichen Ersatz für seine linksrheinischen Besitzungen, so namentlich Mün- 
Schädigungen^ ^ ^ Paderborn, Erfurt, Mühlhausen, Nordhausen. Als 
aber der französische Kaiser seine Stellung hinlänglich gesichert hatte, 
behandelte er Preußen verächtlich und rücksichtslos. So ließ er 1805, 
um Mack in Ulm einzuschließen, französische Truppen durch Ansbach 
de?preutz marschieren und machte sich hierdurch der Verletzung der preußi- 
Neutralitätschen Neutralität schuldig. Preußen hätte nun der dritten Koa- 
lition beitreten sollen; aber leider ließ sich sein Abgesandter, der 
Minister Haugroitz, durch Napoleons Schmeicheleien bis nach der 
Schlacht von Austerlitz hinhalten und dann zu dem Vertrag von 
Schönbrunn Schönbrunn verleiten, durch den Preußen mit Frankreich ein Bünd¬ 
nis einging, Ansbach an Bayern abtrat und dafür die Zusicherung 
des Besitzes von Hannover erhielt, das Napoleon den Engländern ent- 
zwischen rissen hatte (§ 114,1). Als freilich Napoleon Hannover den Engländern 
Preußen und Wieder anbot und die Zurückziehung seiner Truppen aus Deutschland 
verweigerte, erklärte ihm Friedrich Wilhelm III. den Krieg. 
3. Preußens Krieg gegen Frankreich 1806—1807. 
Preußens verkehrte Haltung rächte sich jetzt. Von den deutschen 
SÄte Staaten schlössen sich ihm nur Kursach Jen, Sachsen-Weimar 
und Braunschweig an. Zwar hatte Friedrich Wilhelm mit Kaiser 
Alexander von Rußland 1805 ein Bündnis geschlossen, aber die 
russischen Heere standen noch weit entfernt. Napoleon hingegen er¬ 
schien mit gewohnter Schnelligkeit an der Spitze eines starken Heeres 
in Thüringen. Die Vorhut der preußischen Truppen unter dem Prin¬ 
zen Louis Ferdinand von Preußen wurde am 10. Oktober 1806 in 
Saalfeld dem Gefecht bei Saalfeld geschlagen; der Prinz selbst fiel. Dann 
wurde die preußische Hauptarmee, die unter dem Oberbefehl des greisen 
Herzogs Karl Ferdinand von Braunschweig stand, in der Doppel- 
zlnerMdt fchIacht bei Jena und Auerstädt am 14. Oktober 1806 voll- 
ui80611' ständig besiegt. Der Herzog von Braunschweig wurde schwer oer- 
wundet und starb auf der Flucht in Ottensen bei Altona. Die wich- 
Festungen tigsten Festungen, unter ihnen auch Magdeburg, ergaben sich fast 
ohne Widerstand; nur Graudenz unter Courbiöre („So bin ich der 
König von Graudenz!"), Kolberg, das Nettelbeck, Schill und Eneisenau 
verteidigten, und mehrere kleine schleiche Festungen hielten sich wacker. 
Der tapfere General Blücher, der bei Auerstädt mit Auszeichnung 
gefochten hatte, ergab sich in der Nähe von Lübeck erst dann, als er 
kein Brot und kein Pulver mehr hatte. Am 27. Oktober zog Napoleon 
in Berlin ein; der schlaffe Stadtkommandant hatte vorher die 
Bürger ermahnt: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht." Die preußische
	        
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