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§ 49. Bauern und Bürger.
berieten 1- Die Bauern. Die Zahl der freien Bauern ging seit den
Bauern Zeiten des Frankenreiches ständig zurück (§ 28, 3). Immer mehr
Bauern wurden von den weltlichen und geistlichen Großen abhängig;
sie wurden dadurch Hörige oder gar Leibeigene, mußten Zins
und Frondienst leisten und hatten oft ein hartes Los.
be®n£utSt 2- Entstehung der deutschen Städte. Die meisten Römer-
Städte städte auf deutschem Boden (§ 5, 3) waren während der Völker-
Wanderung zerstört worden. Weil aber ihre Lage für den Verkehr
und Handel vorteilhaft war, so wurden sie bald wieder aufgebaut.
Auch entstanden Städte rings um die Wohnsitze weltlicher oder
geistlicher Fürsten oder in der Nähe von Klöstern. Wieder
andere Städte entwickelten sich aus festen Plätzen, die zum Schutze
gegen äußere Feinde angelegt waren (§ 32, 3), oder infolge fürst-
fe"©Seiicher Gründung (§ 42, 3). Ein Ort erhob sich zur Stadt, wenn
er mit Mauern umgeben wurde, und wenn ihm der König das
Marktrecht verlieh. Mit dem Marktrechte war der Marktfrieden
verbunden, durch den sowohl die Stadtbewohner wie auch die Besucher
des Marktes geschützt wurden.
üemt? 3. Tie städtischen Beamten. Die richterlichen und militäri-
scheu Hoheitsrechte übte in der Stadt im Namen des Grundherrn ein
Burggraf oder ein Vogt aus. Die städtischen Angelegenheiten
besorgte der Rat, eine Anzahl von „Ratmannen" oder „Schöffen",
die anfangs der Grundherr, später die Bürgerschaft wählte. Im
letzteren Falle hatten ein oder zwei Bürgermeister den Vorsitz
im Rat.
4. Die Bürgerschaft erwuchs aus den Dienstleuten des Grund-
Herrn, aus zuziehenden Kaufleuten und Bauern. Die Alteingesessenen
Patrizier nannten sich Geschlechter oder Patrizier und nahmen das Recht
auf die städtischen Ämter für sich allein in Anspruch. Aus den ur-
Zünfte sprünglich unfreien Leuten ward bald ein freier Handwerker¬
stand („Stadtluft macht frei!"), ber sich in Innungen, Zünfte
oder Gilben zusammenschloß.
de?Städte 5. Aussehen der Städte. Die Befestigungen ber Stäbte
bestanben anfangs aus Wällen unb Pfahlwänben, später aus steiner-
nen, turmgekrönten Mauern. Ein tiefer Graben umzog meist bie
Straßen Stabtfcefeftigung. Die Straßen waren im Anfang meist krumm,
eng, düster und schmutzig1. Am Tage tummelten sich Hühner unb
Schweine auf ihnen herum; in ber Nacht fehlte noch jebe Straßen-
Häuser Beleuchtung. Die Häuser würben meistens aus Holz unb Lehm,