98 §. 58—59. Die mittlere deutsche Geschichte. IV. Periode, 1273—iölt.
Hause Luxemburg zum König wählten (1346); da starb Ludwig Plötz-
lich auf einer Bärenjagd bei Fürstenfeld.
5. Karl IV. (1347—1378), ein Enkel Heiurich's VII., wurde erst
allgemein anerkannt, als der von der bayerischen Partei aufgestellte
Gegenkönig Günther von Schwarzburg zurückgetreten und bald darauf
gestorbeu war (1349). Staatsklug und gelehrt, kalt und berechnend,
sorgte Karl IV. mehr für das Wohl seines Erbreichs Böhmen, als
für Deutschland, weshalb man ihn auch Stiefvater des Reiches nannte.
Seine Hausmacht mehrte er durch Erwerbung von Schlesien, der Nieder-
Lausitz, Brandenburg (1373) und einem Theile der Oberpfalz. In Böh-
men stiftete er die erste deutsche Universität Prag 1348, und
sorgte für Handel, Gewerbe und gute Gesetze in diesem Lande. Durch
Verkauf von Rechten und Standeserhöhungen gewann er hiezn die
Mittel. So erlangte Mecklenburg, Luxemburg, Jülich und Berg nn-
ter ihm die Herzogs-, Nassau die Fürstenwürde. Zwar setzte sich
Karl IV. zu Arles die burguudische Kroue auf, das Reichsvicariat
über Burgund aber überließ er dem französischen Kronprinzen
(1365).
6. In Rom erlangte Karl IV. die Kaiserkrone (1355); doch
verließ er, wie er dem Papst hatte versprechen müssen, noch an demsel-
ben Tage die Stadt. Dagegen kam in Deutschland unter ihm auf
den Reichstagen zu Nürnberg und zu Metz das wichtige Reichsgrnnd-
1356 gesetz die sog. goldene Äullc zu Stande (1356). Nach derselben wurde
lulle°bbeub die Wahl des deutscheu Königs den sieben Kurfürsten (den Welt-
lichen als erbliches Recht) übertragen, die außerdem besondere Vor-
rechte und faft völlige Unabhängigkeit vom Kaiser in ihren als uu-
theilbar erklärten Ländergebieten erhielten, nämlich den drei Erzbi-
schösen von Mainz, Köln und Trier als Erzkauzleru für Deutsch-
land, Burgund und Italien, und dem Könige von Böhmen als Erz-
schenken, dem Pfalz grasen am Rhein als Erztrnchseß, dem Herzog
von Sachsen als Erzmarschall und dem Markgrafen von Branden-
bürg als Erzkämmerer. Binnen drei Monaten sollte nach jeder Er-
ledignng des Throns die Wahl zu Frankfurt, die Krönung aber zu
Aachen erfolgen. Pfalz und Sachsen sollten bis zur Wiederbesetzung
des Throns das Reichsvicariat führen.
7. Deutschland, ja ganz Europa wurde zu Anfang der Regierung
Karl's IV. von außerordentlichen Naturereignissen heimge-
sucht. Heuschrecken verheerten drei Jahre nach einander die Ernte.
Erdbeben in den Alpenländern spalteten den Boden und erfüllten
die Luft mit giftigen Dünsten, die Pest (der schwarze Tod) ver-
breitete sich von Asien ans fast über alle Länder Europas (1348—1351),
wobei ganze Städte ausstarben. Die Einen beschuldigten die Inden,
sie seieu durch Vergiftung der Brunnen die Urheber der Krankheit und
erregten Judenverfolgungen, Andere sahen in dem furchtbaren