Metadata: Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) (Erg.)

5. Viehzucht. — 6. Fischerei. 
49 
Ganz anders stellt sich das Verhältnis für das dünner bevölkerte Hannover, wenn 
der Viehbestand auf die (Einwohnerzahl bezogen wird, denn dann steht es in allen diesen 
Vieharten hoch über dem Durchschnitte Preußens und abgesehen von Ziegen auch 
Vraunschweigs. Dem starken Rückgange der Schafzucht im übrigen Preußen, 4,4°/«, 
steht in Hannover sogar ein Zuwachs gegenüber und in Braunschweig ein Rückgang 
von 3,io/o. In Hannover haben Aurich und Stade verhältnismäßig den stärksten 
Bestand an Pferden und versenden diese weithin. Berühmt ist das Königl. Landes- 
gestüt in Celle. Aurich kann sehr starken Handel mit „ostfriesischem Rindvieh" be- 
treiben, und mit dem ungeheuren Bestände von 1211 Schweinen auf 1000 Einw. 
stieg Lüneburg um 819 über den Preußens und um 857 über den des Reiches, und der 
Kreis Hoya kam doppelt so hoch— Die Bienenzucht geht leider immer mehr zurück. 
Preußen besaß 1907: 1541350 Stöcke, Hannover 213296, davon Lüneburg 66234, 
Braunschweig 9510. Auf 1000 Einw. kamen Hühner in Braunschweig 1084, Hannover 
1833, Preußen 1041. 
6. Fischerei. Der arg zerrüttete Fischbestand unserer Binnengewässer wird 
durch rege Fürsorge von Regierungen und Privatleuten, namentlich auch durch den 
Deutschen Fischereiverein wieder gehoben. Die Einführung von Schonzeiten, die 
künstlichen Brutanstalten, z. B. in Herrenhausen und bei Hameln, das Aussetzen von 
Millionen von Fischeiern weisen bereits günstige Wirkungen auf. Am Stauwerke bei 
der Weserbrücke von Hameln ist immer noch die bewährteste Stelle des Lachsfanges, aber 
die an mehreren Wehren der Weser eingebauten „Lachstreppen" werden von den Fischen 
anscheinend nicht gern benutzt. Zur Jucht von Edelfischen sind vielfach große Teichanlagen 
geschaffen, und in der Lüneburger Heide werden künstlich überschwemmte Wiesen mit 
Erfolg dazu verwandt. 1910 waren hier vorhanden 600 Morgen Forellen-, 700 Morgen 
Karpfenteiche (1 Morgen rund — ^ ha). Das Teichgut der Landwirtschaftskammer der 
Provinz im Kreise Isenhagen umfaßt 252 Morgen. Die Pachtsumme für den Fischfang 
im Steinhuder Meer bringt jährlich 8000, im Dümmer 5000 M. — In Braunschweig 
hat sich der Bestand an Karpfen und Krebsen sehr vermehrt. 
In der Seefischerei ist Hannover immer stärker vorwärts gekommen. Die 
Küstenfischerei, namentlich auf Schollen, Schellfische und Granaten (Garneelen), wird 
von vielen Küstenorten rührig betrieben. Hochseefischerei, die ihr Augenmerk 
besonders auf Schellfisch, Steinbutt, Seezunge, Rotzunge usw. richtet und bis über 
die Doggerbank, ja bis nach Island, der Küste der Sahara und noch weiter hinaus, 
vor allem aber im Skagerrak ihre Beute sucht, wird von dem größtenteils hamburgi- 
scheu Finkenwerder und ganz besonders von Geestemünde betrieben, wo 1897 ein 
großer Fischereihafen von der Regierung angelegt und das der größte Fischplatz des 
Festlandes geworden ist. 1912 besaß Hannover über 250 Fahrzeuge für Hochsee- 
fischerei von 632 in ganz Preußen. Von den 674 Fischereifahrzeugen der deutschen 
Nordsee waren 247 Dampfer, 105 Segler mit Hilfsmaschinen oder Motoren; 303 
Schiffe waren preußische, 136 oldenburgische, 124 in Hamburg, 117 in Bremen 
beheimatet. Emden besaß 107 Segler und 23 Dampfer, Geestemünde 81 Dampfer. 
Diese treiben den Schleppnetzfang in der Nordsee und im Ozean mit großem Erfolge, 
denn das Deutsche Meer übertrifft alle anderen an Fülle der edlen Plattfische, wo- 
gegen die Schellfische offenbar abnehmen und deshalb bei Island gesucht werden 
müssen, wo die deutschen Schiffe 1911 den gewaltigen Fang von 1,6 Millionen Jh 
Wert erzielten. Dorther wurden für 2,i Mill. J6 Kabeljau geholt, und 1913 lief 
in Geestemünde ein Dampfer mit dem ungeheuren Fange von 1,3 Mill. Pfund Fischen 
ein, die von verschiedenen Schiffen gefangen, in Island eingesalzen waren und von 
den „Deutschen Stock- und Klippfischwerken" in Klippfische verarbeitet werden sollten. 
1 Die preußische Viehzählung vom 1. Dezember des futterarmen Jahres 1911 
hat einen Rückgang der Rinder von 1282 636 auf 1265350, der Schafe von 628284 
auf 472351, aber einen Zuwachs der Pferde von 253329 auf 271763 und der Schweine 
von 2348790 auf 3124010 erbracht. 
Oehlmann, Landeskunde von Hannover und Braunschweig. 4. Aufl. 4
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.