Full text: Lehrbuch der deutschen Geschichte

258 §. 102. Bayerische Geschichte. III. Abschnitt, 1506-1873. 
Folge dessen Johann von Wert den Kurfürsten treulos verlassen hatte, 
bald wieder küudete, wiederholte sich die Verheerung Bayerns noch ein- 
mal, und es erfolgte die Niederlage des vereinigten bayerischen und 
kaiserlichen Heeres durch Tureune und Wrangel in der Schlacht bei 
Zusmarshauseu (17: Mai. 1648). Erst der westfälische Friede, 
in welchem Bayern die Unterpfalz an Friedrich's V. Sohn, Karl 
Ludwig, zurückgab, machte dem Schrecken des Krieges ein Ende. 
Nur noch drei Jahre lebte Max I. nach demselben, die aber trotz der 
weisen Maßregeln dieses Fürsten nicht hinreichten, die furchtbaren, durch 
Huuger und Pest noch vermehrten Schäden des Krieges zu heilen. 
Fast alle Kräfte und Mittel des Landes waren durch den Krieg in 
Anspruch genommen worden; gleichwohl hat Max I. bei seinem wohl- 
geordneten Staatshaushalt auch uicht wenige bedeutende Werke des 
Friedens geschaffen und manche fromme Stiftung gemacht. In einem 
Alter von 79 Jahren entschlief der durch staatsmännisches Talent wie 
durch edlen und festen Charakter gleich ausgezeichnete Fürst tu seiner 
Lieblingsstadt Ingolstadt mit dem Ruhme, die Macht des Hauses Habs- 
bürg gegen die Angriffe der Schweden und Franzosen gesichert und in 
Deutschland der katholischen Kirche gegenüber der protestantischen die 
gleiche Bedeutung gewahrt zu haben. 
Unter Max I. erbaute Peter Candid (§. 101, 3) das (alte) Resi¬ 
denzschloß in München. Das Zeughaus, der Hofgarten, das Denkmal 
Lndwig's des Bayern in der Fraueukirche, fünf Jefuitencollegien und 
viele Klöster sind unter Mar I. entstanden. Damals lebte der durch 
seine lateinischen Oden berühmte Dichter und Hofprediger Jacob 
Balde (geb. 1603 in Ensisheim im Elsaß, gestorben in Neuburg an 
der Donau 1688) und manche bedeutende Gelehrten der Universität 
Ingolstadt, unter diesen der Mathematiker Christoph Scheiner, der 
erste genaue Beobachter der Sonnenflecken, (1611). 
König Ludwig I. von Bayern ehrte das Andenken an Marimilian I. 
durch ein herrliches Denkmal, eine von Thorwaldsen geformte, von 
Stiglmaier in Erz gegossene Reiterstatue auf dem Wittelsbacher Platze 
in München (1839). 
2. Ferdinand Maria, 1651—1679, Maximilians Sohn und Nach- 
folger, stand die ersten Jahre seiner Regierung unter der Vormund- 
schaft seiner Mutter Maria Anna und seines Oheims Albrech.t. Er be- 
saß zwar nicht die Thatkraft seines Vaters, war aber ein gebildeter 
und keuutnißvollcr, auf feines Volkes Wohl eifrig bedachter Fürst. 
Ihm war es vor allem darum zu thuu, die Schäden des dreißigjäh- 
rigen Krieges zu heilen. Daher bewahrte er sich im holländisch - fran- 
zösischen Kriege (1672—78) Neutralität. Auch überließ er die deutsche 
Krone, die ihm der französische Hos nach Ferdinand's III. Tod zuwen¬ 
den wollte, gerue an Leopold von Oesterreich. Doch behauptete er 
durch seinen Rath Dr. Oechsle das Recht, bis zu Leopold's Erwäh- 
luug das Reichsvicariat zu führen, welches von nun an zwischen ihm 
und dem Pfälzer Kurfürsten Karl Ludwig wechseln sollte.
	        
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