Object: Deutsche Geschichte (Teil 2)

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Der siebenjährige Krieg. 1756—1763. 
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§ 179. Von Prag bis Leuchen. 1757. Im Frühjahr 1757 brach 1757. 
Friedrich plötzlich über Tte Paffe des Gebirges in Böhmen ein und besiegte 
den Prinzen KarlvonLothringen,der wieder den Oberbefehl führte, 
bei Prag. Die Preußen erlitten schwere Verluste; der Feldmarschall?rft0‘ 
Schwerin, der selbst eine Fahne ergriff und mit ihr den Truppen voran¬ 
stürmte, starb den Heldentod. Aber Karl von Lothringen wurde genötigt sich 
nach Prag zurückzuziehen, das nun von den Preußen belagert wurde. 
Da nahte von Osten ein Entsatzheer heran, das von dem Feldmarschall 
Daun befehligt wurde; der König mußte sich entschließen ihm mit einem 
Teil seiner Truppen entgegenzugehen. Bei K 0 l i n kam es zur Schlacht. 18*°3uV 
Der Feind hatte die Übermacht, und es gelangUHt ihn zurückzudrängen. . 
Als die Seinen zurückwichen, versuchte Friedrich selbst sie zu sammeln und 
gegen eine Batterie zu führen; auch als sie zurückblieben, ritt er weiter; erst 
als ein Offizier ihm zurief: „Sire, wollen Sie die Batterie allein er¬ 
obern", machte er langsam Kehrt. Er hatte keine Reserven mehr. „Noch 
vier Bataillone", sagte er nachher, „und die Schlacht war gewonnen". 
Zieten deckte den Rückzug, den der Feind nicht störte. Aber Friedrich mußte 
nunmehr die Belagerung von Prag aufgeben und Böhmen räumen. 
Seine Lage war gefährlich. Wahrend er in der Lausitz den Öster¬ 
reichern gegenüberstand, waren die Russen in Ostpreußen, zwei fran¬ 
zösische Heere in die Weserlande und Thüringen eingedrungen. Gegen 
das südliche der französischen Heere, das von dem Prinzen von S 0 u b i s e 
befehligt wurde und sich mit der deutschen Reichsarmee vereinigt hatte, 
wandte sich nunmehr der König. Bei Roßbach, nordwestlich von Weißen- 
fcls, standen 33 000 Franzosen und 10 000 Mann Reichstruppen dem König. 
gegenüber, der nur 22 000 Mann bei sich hatte. Die Feinde glaubten die 
Preußen umgehen und in der Flanke angreifen zu können. Da ließ Friedrich 
— es war am 5. November kurz nach Mittag — plötzlich die Zelte ab¬ 
brechen. Die von Seydlitz befehligte Kavallerie erschien auf einem lang¬ 
gestreckten Hügel, der sie bisher verdeckt hatte, und warf in zweimaligem, 
glänzendem Angriff die feindliche Reiterei; es folgte ein kurzes Feuergefecht 
des Fußvolks; dann riß allgemeine Flucht unter den Feinden ein. Die 
Preußen hatten wenig über 500 Mann verloren, die feindliche Armee war 
zersprengt. Darüber aber, daß es gelungen war, die übermütigen Franzosen 
zu schlagen, entstand nicht in Preußen allein, sondern weithin in deutschen 
Landen freudige Begeisterung; seitdem wurde der große Preußenkönig der 
Held der deutschen Nation. 
Nunmehr mußte Friedrich aber nach Schlesien zurückeilen; dort waren 
die Österreicher eingebrochen und hatten Breslau genommen. Friedrich
	        
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