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und Absetzung über Friedrich ausgesprochen. Als dieser davon hörte, ließ
er sich, tute erzählt wird, die Kisten mit seinen Kronen bringen, setzte eine
davon auf und schwor, er werde diese seine Kronen bis zum äußersten ver-
teidigen. In Italien zwar wußte der Kaiser seine Stellung zu be-
Haupten, aber Deutschland ging ihm verloren. Die Fürsten be-
nutzten die Gelegenheit, wie einst zu Heinrichs IV. Zeiten, ihre
Macht auf Kostett des Königs und des Reiches zu ver-
größern. Nach einander wurden zwei schwächliche Gegenkönige
gewählt, die nur geringen Einfluß gewannen. Deutschland hatte
tatsächlich keinen Herrn mehr. Da starb Friedrich plötzlich in
der Blüte seiner Jahre in Italien.
Es ist furchtbar zu sehen, wie reißend es abwärts ging mit der
Königsmacht in Deutschland. Bald fühlten sich die geistlichen und
weltlichen Herrscher nicht mehr als Lehnsträger des Königs,
sondern als Eigentümer ihrer Gebiete. Friedrichs Sohn und Erbe,
Konrad IV., konnte sich in Deutschland nicht mehr halten und zog
nach Italien, um dort sein Erbland Neapel in Besitz zu nehmen.
Ohne hier zur Macht gelangt zu sein, starb er 1254.
Die Neapolitaner wählten den schönen Sohn Friedrichs, Man-
sred, zu ihrem Könige. Der Papst aber wollte das Geschlecht
der Hohenstaufen auf keinem Thron mehr dulden und übertrug
einem französischen Prinzen, Karl von Anjou, das Lehen. Dieser
besiegte Manfred, nahm das Reich in Besitz und herrschte mit eisernem
Zepter.
6. Konradin, der letzte Hohenstaufe. Konrad IV. hatte bei
seinem Tode einen zweijährigen Sohn hinterlassen, den die Italiener
Conradino, d. h. den kleinen Konrad nannten. Der Knabe
wurde in Deutschland von seiner Mutter und seinem Stiefvater, einem
Grafen von Tirol, sehr sorgfältig erzogen. Zum Jünglinge herange-
wachsen, machte Konradin alles, was vom Familienbesitze noch übrig,
geblieben war, zu Gelde und rüstete ein Heer, um sein väterliches
Erbe, das Königreich Neapel, zu erobern. Zwar hatte sein
Heer in der Schlacht bei Tagliacozzo 1268 zuerst einigen Erfolg,
wurde aber schließlich vollständig geschlagen. Konradin geriet mit
seinem Freunde Friedrich von Baden in die Hände eines Grafen
Frangipani. Dieser verdankte den Hohenstaufen sehr viel; Fried-
rich II. selbst hatte ihn noch zum Ritter geschlagen. Aber Fragipani
wollte seine Stellung wegen des letzten Sprosses eines untergehenden
Geschlechtes nicht aufs Spiel setzen und lieferte ihn an Karl von
Anjou aus. Dieser ließ den Gegner dann als einen Thronräuber
mit seinem Freunde Friedrich von Baden zu Neapel öffentlich
hinrichten. Gefaßt empsing der Jüngling den Todesstreich. Seine
letzten Worte waren, wie erzählt wird:. „O Mutter, Mutter, welche
Leiden bereite ich Dir!"
Froning und Wewer, Geschichte. Ausg. C. 1. M. g