Das Lehenswesen und der zweite Jtalienerzug Konrads II. 85
lichen Titel eingenommen unb wenn er auch im bamuffolgenben Jahre
schon starb, so trat sein Sohn Mieezislaw ober Mjesko II. in alle seine Mieciszlaw
Besitzungen unb Ansprüche, fiel in Dentschlanb ein unb machte einen öon ^oIen-
Ucrheereitben Plünbernngszng bis zur Saale. Da nun Mjesko mit
Kuub b. Gr. verschwägert war, suchte Konrab bnrch Preisgabe ber kleinen
Mark an ber Schlei ein Bünbnis zwischen ben beiben Verwanbten zu
Oerhinbern, unb hatte in Folge seiner klugen Nachgiebigkeit nun in bcr
That mit bem Polenherzog allein zu kämpfen. Gegen ihn wanbte er
sich, als er aus Italien zurückgekehrt war. In glücklichem Kriege
zwang er Mjesko nicht nur alle Beute unb Gefangenen, bic er aus
seinem Plünbernngszng zur Saale gemacht hatte, auszuliefern, sonbern
auch bie Lausitz wieber herauszugeben, unb bas verkleinerte Herzogtum
Polen wieber als beutsches Lehen anzunehmen.
In bemselben Jahre, als bas an ber Ostgrenze geschah, starb 1032 Erwerbung von
König Rubols von Burguub, unb Konrab II. erlangte 1033 auch bieses Burgund 1033.
Rhonclanb, so baß bas heilige römische Reich von nun an aus brei
Königreichen bestaub: Deutschland als beffen Kanzler ber Erzbischof
von Mainz galt, Italien, beffen Kanzleramt bem Erzbischof von Köln
zustanb, unb Burguub, für bas von nun an bcr Erzbisehof von Trier
ben Kanzlertitel führte. Die Vereinigung bes Königreichs Burg unb mit
Dentschlanb hatte für bas letztere übrigens nur ben Wert, baß bie beutfch
rebenben Teile bes burgunbischen Königreichs (von Samte und Bieler
bis zum Vierwalbstatter See) in unmittelbare Vcrbinbnng mit Dentschlanb
kamen, wo bnrch ihre beutsche Nationalität erhalten blieb. Der weitaus
größere romanische Teil bes Königreichs bröckelte sich im Laufe bes
Mittelalters J) allmählich ab unb fiel an Frankreich, zu welchem er bcr
Sprache seiner Bewohner gemäß viel besser paßte.
Das Lehenswesen nnd der zweite Jtalienerzug Konrads II.
Zehn Jahre nach seiner Kaiserkrönung war Konrab II. abermals
in Italien. Die Veranlassung zu biesem Zug war bie tiesgehenbe Un-
Zufriedenheit ber kleinen Lehensträger ober Valvassoreu gegen bie großen
Vasallen bes Reiches, bie sich schon in erbitterten Fehben (besonders
gegen bett mächtigen unb ehrgeizigen Erzbischof Aribert von Mailartb)
Luft gemacht hatte.
Das Lehenswesen, biefe bem Mittelalter so eigentümliche Einrichtung, Das Lehens¬
ist hervorgegangen aus bem altgermanischen Gefolgswefen. Wie Tacitus "esen.
berichtet, liebten es freie, thatenlnftige Jünglinge, sich freiwillig in bie
Dienste eines bnrch Kriegsthaten berühmten Fürsten ober Königs zu
begeben. Sie schwuren ihm Treue, halfen ihm feine Fehben führen
unb vergrößerten fein Ansehen, wenn sie, seine „Mannen", bei wichtigen
Anlässen um ihn, ben „Gesolgsherru", sich sammelten. Für biefe Dienste
(Heeresfolge unb Erhöhung seines Ansehens) erhielten sie von ihm Pferbe,
Waffen, Kleiber, Schmuck unb Kriegsbeute zum Lohn unb waren bie
gern gesehenen Gäste in seiner „Methalle."2) Dieses Gefolgswefen bauerte
*) Schon 1245 kann ein Kaiser zu Lyon gebannt und für abgesetzt erklärt werden,
obwohl die Stadt dem Namen nach noch zum Reiche gehörte.
2) Haupthalle im Herrenbau oder Saal, wo die festlichen Gelage abgehalten wurden.