Religion und Kultus der Germanen. 5
Herrn wie dem gegebenen Wort gegenüber, Achtung vor dem Weibe
Menschlichkeit gegen Untergebene. Sinn für Gastfreundschaft, aber mich
Neigung zu Trunk und Würfelspiel, wie Streitsucht hervor.
Religion und Kultus der Germanen.
Die Religion unserer Vorfahren bestand in der Vergöttlichung und ® ^ie^en
Verehrung der Naturkräfte und Naturerscheinungen, gehörte also zu den
sog. Naturreligionen. Aus den dem Menschen nützlichen und erfreu-
liehen Erscheinungen und Kräften der Natur wurden die Götter, aus
den schädlichen Gewalten des zerstörenden Feuers, des lebentötenden
Frostes, sowie ans den unfruchtbaren Felsmassen die Göttern und
Menschen feindlichen Riesen. Außerdem glaubte man an eine Menge
halbgöttlicher Wesen, wie Elfen oder Alben (Sicht- oder gute. Schwarz¬
alben oder böse Alben), Zwerge, Nixen (Wassergeister), Kobolde u.a.m.
Über die Form, welche das altgermanische Heidentum in Deutschland
hatte, haben wir sehr tu eilig Nachrichten, da die christlichen Glaubens¬
boten und die fränkischen Könige darauf bedacht waren, seine Spuren
möglichst gründlich zu vertilgen. Dagegen haben die aus Norwegen
stammenden Isländer, nachdem sie freiwillig das Christentum ange-
nomnten, die Götterlieder ihrer Vorfahren in einem (um l100 n. Chr.)
geschriebenen Buche ausgezeichnet, das die „Edda" (= Urgroßmutter)
genannt wurde. Bei der uahen Verwandtschaft der Nordgermanen
(Normannen, Skandinavier) mit den in Teutschland wohnenden Süd-
germanen darf man annehmen, daß die mythologischen Vorstellungen
der beiden Brudervölker im wesentlichen dieselben waren.
Nach den Berichten der Edda dachten sich die Germanen die Erde Weltall,
als eine Scheibe, die vom Meer umflossen und von der riesigen Welt-
esche, dem phantastischen Trüger des ganzen Weltalls, überwölbt war.
Über der Erde, die als Wohnsitz der Menschen Mannaheim, als Mittel-
Punkt der Welt Midgard (Mittilagart) hieß, befand sich das Reich der
Asm, d. i. der Götter, Asgard; unter ihr das Reich -der Todesgöttin
(Hcl, Helsa) Helheim «Hölle,. Im Norden war das Reich des Frostes,
Nistheim tNebelheim), int Süden das des Feuers Muspelheint. An den
Küsten des unwirtlichen Meeres (im Norden und Osten) lag Jotunheint,
die Heimat der Riesen. Götter und Riesen liegen beständig mit einander
im Streit. Nachdem die ersteren auch sittliche Verschuldung auf sich
geladen, indem sie ihren Feinden gegenüber Meineid und Betrug üben,
geht die Welt in einem letzten großen Kampfe, den die Götter und die
abgeschiedenen Helden gegen die Frostriesen und die Feuerriesen (Muspels
Sohne) kämpfen, unter, wird aber wieder erneuert und wird ohne Übel
und Schuld fortbestehen.
Die vornehmsten Gottheiten waren: Gottheiten..
Wnotan, Wodan (nordisch Odin), entstanden aus der Verehrung
des Firmamentes und Luftreiches (wie der griechisch-römische Zeus,
Jupiter) der Götterkönig, der weiseste der Ascit, der zauberkundige, der
Erfinder der (keilförmigen) Schlachtordnung und Verleiher des Sieges,
den er durch feine Schlachtenjungsraueu, die Walküren, zuteilen läßt,
welche auch die gefallenen Helden auf Wolkeurofsen von der Walstatt