230 Karls V. Feldzüge nach Afrika und letzte Kriege gegen Franz I.
(in Thüringen), in welchem sie sich gelobten, ihren Glanben nötigenfalls
anch mit den Waffen zu verteidigen. Daraufhin gab Karl V. infoferne
Nürnberger nach, als er im Religionsvergleich zu Nürnberg 1532 einwilligte, daß
Reli^ons- Kaiser und Reich die religiösen Streitigkeiten ruhen lassen sollten, bis
vergleich 1532. ^ aflgemeine§ Konzil hierüber entschieden habe.
Karls V. Feldzüge nach Afrika und letzte Kriege gegen Fran; I.
Karl V. hatte ausgedehnte Besitzungen um das westliche Becken
des mittelländischen Meeres: hier gehörten ihm Spanien mit den Balearen
und Pithynsen, Sardinien, Sizilien und das festländische Neapel. Diese
Küstenländer hatten damals viel unter den Räubereien eines Korsaren
Dschereddin Dschereddin Barbarossa zu leiden, welcher (der Sohn eines griechischen
Barbarossa. Töpfers aus Lesbos) sich des Fürstentums Tunis bemächtigt hatte.
Als der Johanniterorden (1522) die Insel Rhodus an die Türken ver-
Malteser, loren hatte, übergab ihm Karl V. die Maltagruppe mit dem Auftrag,
eine beständige Schutzwehr gegen den andringenden Islam zu bilden.
Da aber dieser Orden nicht mächtig genug war, um Karls Mittelmeer-
Karl V. gegen länder zn schützen, unternahm Karl V. 1535 selbst einen Zug gegen
Tunis 1535. Tunis. Mit einem aus Deutschen, Spaniern und Italienern bestehenden
Heere segelte er von Sardinien aus auf einer Flotte, deren Leitung
Andreas Doria, damals der größte Seeheld der Christenheit, übernahm,
nach Afrika und erstürmte Tunis, wo er 20000 Christenstlaven befreite.
Nachdem er Tunis seinem früheren Beherrscher (dem von Dschereddin
vertriebenen Mulei Hassan) zurückgegeben, das Hafenschloß Goletta aber
für sich behalten, kehrte er nach Europa zurück.
Während sich Karl V. so mit dem Nimbus des Kreuzrittertums
umgab, war Franz I., der „allerchristlichste König", wie sich die Be¬
herrscher Frankreichs nannten, in fortwährendem Bunde mit dem Ober¬
haupt des Islam, dem Sultan Suleiman. Diesen hatte er schon von
Madrid aus 1526 durch heimliche Botschaft zum Einfall in Ungarn
aufgefordert und blieb auch nachher stets in geheimem Einverständnis
III. Krieg mit mit ihm.1) Als nun 1535 das Hans Sforza ausstarb, erneuerte Franz I.
Franz i. seine Versuche, Mailand zu gewinnen. Den für beide Teile wenig er-
1536-1538. streichen Krieg (1536—38), in welchem Franz in Savoyen, Karl in
die Provence einfielen, schloß ein Waffenstillstand (zu Nizza). Bald
darauf belehnte der Kaiser seinen Sohn Philipp mit dem Herzogtum
Mailand (1540).
Karl V. gegen Nach einem mißglückten Zug des Kaisers gegen den Raubstaat in
Algier 1541. Algier (1541), aus dem Regengüsse und Stürme Heer und Flotte arg
IV. Krieg mit mitnahmen, erneuerte Franz I. den Krieg (1542—44), indem er sich
5™nz i. mit dem Herzog von Kleve (am Niederrhein) und neuerdings mit den
■ 1542—1544. 0gmanen verband. Wahrend eine türkische Flotte unter Dschereddin
Barbarossa die Westküste Italiens verheerte, drang Karl über die Klevi-
schen Lande in Frankreich bis Soissons vor und nötigte dadurch seinen
Gegner zum Frieden von Crespi 1544. Jetzt söhnten sich die beiden
bisherigen Feinde für den Rest ihrer Regierung völlig aus und ver-
!) Diese Freundschaft Frankreichs mit der Türkei wiederholt sich unter Ludwig XIV.