Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit

jg Vorzeichen der Völkerwanderung. 
Stelle der ältesten politischen Gliederung unseres Volkes, zusolge deren 
wir es in eine Menge kleiner Völkerschaften zersplittert sahen, eine neue 
Einteilung in größere Bruchteile, die man Stämme nennt. Diese 
Umbildung beginnt im 3. Jahrhundert n. Chr. und schließt erst während 
der Völkerwanderung ab. 
So treten im eigentlichen Deutschland nach einander hervor: 
1. die Alemannen (die sich aus suevischen Völkerschaften bildeten) 
am Oberrhein seit Anfang des 3. Jahrh.; 
2. die Franken (in denen die Sigambern, Chatten n. a. auf- 
gingen) am Niederrhein im 3. Jahrh.; 
3. die Sachsen (aus Saxouen, Cheruskern, Chanken u. a. Völker- 
schaften) um die Weser gegen Ende des 3. Jahrh.; 
4. die Thüringer (wahrscheinlich Nachkommen der Hermunduren) 
um Saale und Main zu Anfang des 5. Jahrh.; 
5. die Bayern (wahrscheinlich Nachkommen der Markomannen) 
um Donau, Isar und Inn seit der zweiten Hälfte des 
5. Jahrhunderts. 
Neben diesen westgermanischen Stämmen, die das eigentliche Deutsch- 
land inne hatten und den Römern vollends entrissen, macht sich schon 
im 3. Jahrhundert der große ostgermanische Völkerverein der Goten be- 
merkbar, der wahrscheinlich durch Anschluß vieler Völkerschaften an die 
Gntonen oder Gotonen an der unteren Weichsel entstanden ist und sich 
vou da bis zum Don und schwarzen Meer ausbreitete. 
Vorzeichen der Völkerwanderung. 
Kampf um Die großen Stammvereinigungen der Germanen gerieten schon vor 
Rhein und Beginn der allgemeinen Völkerwanderung in unruhige Beweguug und 
Donau, gefeit das römische Reich zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen 
Punkten an. In diesen Kämpfen versuchten die Römer vergeblich, die 
beiden großen Grenzgräben ihres Reiches, Rhein und Donau, zu halten. 
Gegen den erstem: drangen Franken und Alemannen, gegen die letztere 
Markomannen und Goten vor. Etwa hundert Jahre nachdem Mark 
Aurel Pannonien vor den Markomannen gesichert hatte, rissen die 
Alemannen. Alemannen (282 n. Chr.) die Zehentlünder eudgiltig an sich und wenn 
sie gleich einen Versuch, auch die linke Rheinseite zu nehmen, mit der 
Niederlage in der berühmten Schlacht bei Argentoratum 357'), die 
ihnen der Cäsar Julianus beibrachte, büßten, so eroberten sie m der 
Folge doch auch das heutige Elsaß und die deutsche Schweiz. Wie die 
Franken. Alemannen am Oberrhein, so faßten die Franken am Niederrhem (lM 
Kölner Gebiet) festen Fuß und drangen weiterhin nach Belgien und 
Nordfrankreich vor. Am gefährlichsten erschienen den Römern _ jedoch 
Goten. bald die Goten. Nachdem sich diese von der unteren Weichsel bis zum 
schwarzen Meere ausgebreitet und eine Pontnsflotte verschafft hatten, 
plünderten sie die Gestade der Balkanhalbinsel und Kleinasiens (um 262) 
1) Vgl. 753 v. Chr. Gründung Roms. 
357 n. Chr. Schlacht bei Straßburg. 
375 n. Chr. Anfang der Volkerwanderung.
	        
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